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Was soll ich sagen, nach jahrelanger Abneigung gegen Apple hat es mich jetzt doch erwischt und ich habe im Sommer 2021 das erste Apple-Produkt meines Lebens erworben bzw. zum Geburtstag geschenkt bekommen. Als Linux-User sieht man Apple oft als genauso böse wie Microsoft, nur überteuert. Wieso also als jahrelanger Linux-Verfechter auf ein Apple-Produkt setzen?
Für mich waren in der Vergangenheit Appleprodukte v.a. eins: Schön anzuschauen, aber überteuert und nicht teilweise veraltetem Hardwarestand. Dabei habe ich mir im Elektro-Laden beim Vorbeigehen am Apple-Stand oft gedacht, wieso es auf dem PC-Markt kaum ähnlich schöne und schlanke Geräte gibt. V.a. wenn es um die MacBooks ging.
Bei Laptops war ich eigentlich immer der Verfechter von ThinkPads. Für mich der nerdige Inbegriff eines mobilen PCs. Schwarz, eckig, nerdig. Der rote Punkt als Erkennungszeichen, früher nur als Trackpoint in den Zeiten nach Übernahme durch Lenovo auch als leuchtender roter i-Punkt. Nur auch ziemlich teuer, wenn man was vernünftiges will.
Und so war ich immer mal wieder am Umsehen nach einem vernünftigen Thinkpad, für gelegentliche Nutzung, mein Haupt-PC ist ja der Ryzen-Desktop, den ich mir 2019 konfiguriert und gebaut hatte. Nur leider musste ich feststellen, dass in einem Preisrahmen um die 1000€ nicht vernünftiges zu finden ist. Entweder ist das Display unterirdisch oder irgendwas anders. Und mein Firmen-Laptop, ein ThinkPad X380 Yoga bläst mir tagtäglich ins Ohr, dass Thinkpads auch mal was anderes waren als heute: Die externe Displaylink-Dockingstation (Thunderbolt) belastet die CPU so sehr, dass der Lufter non-stop mehr oder weniger auf Anschlag läuft. Selbst wenn man nur Mails liest und tippt. Ätzend.
Und so kam der Tag, als Apple Ende 2020 den hauseigenen M1-Prozessor vorstellte. Ich habe die Infos dazu anfangs nur interessiert gelesen und mit einem Schulterzucken abgetan, was sollte ein ARM-Prozessor schon leisten in einem Umfeld außerhalb von Smartphones. Muss ja erst mal optimierte Software geben und überhaupt wenn Apple was kann, dann Standardleistung vollmundig als etwas nie dagewesenes zu verkaufen.
Im Laufe der Zeit kamen aber immer mehr Real-World-Test im Umlauf und v.a. wurde haufenweise für M1 optimierte Software geliefert, womit ich in der Geschwindigkeit persönlich nicht gerechnet hätte. Aber klar: Welche Anbieter will ernsthaft nicht in der neuen Welt mitspielen, v.a. wenn es um Kreativ-Anwendungen geht?
Im Sommer dann wurde ich nach einem Tipp für ein gutes, erschwingliches Laptop gefragt. Und wieder suchte ich bei Levonos ThinkPads, konnte aber nicht wirklich etwas empfehlen. Und so dachte ich mir, schau dir doch das MacBook Air mit M1 nochmal genauer an, vielleicht wäre das was für mein Gegenüber, der immerhin langjähriger iPhone-User ist. Witzigerweise war nämlich auch eine Anforderung, dass das Gerät nur wenig Geräuschkulisse erzeugt.
Und was soll ich sagen: Ich konnte keine Alternative zum MacBook Air M1 finden, das annähern so performant ist, bei gleichzeitiger Lautlosigkeit, grandiosem Display und einem Preis von 950€ (bei Amazon). Ich hätte nie gedacht, dass die Eigenschaft von „herausrangedem Preisleistungsverhältnis“ je für ein Apple-Produkt zutreffen würde – wobei das bei genauer Betrachtung durchaus auch schon vorher gegeben war.
Und so hatte ich mir mit dieser Beratung (übrigens wurde es ein MacBook Air) sozusagen eine Eigenberatung gegeben und habe mir im Juli 2021 ein MacBook Air zum Geburtstag schenken lassen. Auch wenn es mit M1 keine wirkliche Lösung gibt Linux laufen zu lassen und ich macOS noch nie genutzt hatte und es mir völlig neu war. Aber wieso nicht, immerhin gibt es viele Programme, wie darktable auch für macOS.
Hier gibt es ja ein echtes Terminal!
Mir ist als absoluter Linux-Verfechter ist es schon fast peinlich, dass mir macOS so gut gefällt. Nicht unschuldig an der Tatsache ist aber, dass macOS eben ein Unix ist und es damit Linux deutlich näher steht, als es Windows je sein wird.
Ein Terminal öffnen und Kommandos eingeben? Kein Problem. Die üblichen Kommandos aus der Linux-Welt nutzen? Ebenfalls kein Problem!
Sogar meinen NFS-Share konnte ich (mit anfangs kleineren Performance-Problemen) ohne weiteres einbinden. Dateien über das Terminal und mit rsync synchronisieren? Mit macOS kein Problem. Genauso unkompliziert ist es mit sich mit ssh auf einen Server zu verbinden. Ich bin und war begeistert. Das war mir so nicht bekannt und machte es mir sehr leicht, mich mit macOS anzufreunden.
Und der Rest der Oberfläche und des Bedienkonzeptes? Teilweise gewöhnungsbedürftig, aber nicht unlogisch. Dass das @-Zeichen auf der L-Taste liegt und mit Option+l getippt wird, ist nicht weiter tragisch. Dass allerdings Programme mit Command+q geschlossen werden, kann einem sehr ärgerliche Momente bescheren: Aus Gewohnheit will man Mail-Adressen mit ALT GR+q (= @) eingeben, was allerdings Command+q entspricht und das Programm beendet. Danke auch.
Der M1 Prozessor als Offenbarung
Ansonsten kann ich nur sagen, der M1 Prozessor ist selbst im MacBook Air eine Offenbarung. Selbst mit nur 8GB RAM kann ich 4K Videos in Davinci Resolve schneiden und encodieren. Eine Stunde 4K-Urlaubsfilm in 20 Minuten rendern kein Thema. Ohne Lüftergeräusche. Wo gibts das bitte im PC-Bereich?
Auch alle anderen Programme laufen schnell uns flüssig. Das Beste: Im Standby verbraucht das MacBook Air ca. 1W. Klappt man es auf, ist es SOFORT da, TouchID und los geht’s. Wie bei einem Tablet oder Handy. Achja: Auch der Akku hält für ein Laptop gefühlt ewig.
Man kann also Apple mögen oder nicht (wie ich früher), der M1 ist aber eine konkurrenzloser Prozessor, der herkömmliche PC-CPUs alt aussehen lässt. OK, vielleicht können High-End-CPUs mithalten, aber sicher nicht im Verhältnis von Leistung zum Stromverbrauch. Ich bin gespannt, wann es erste ARM-CPUs von Intel oder AMD geben wird. Wie geil wäre denn bitte so eine CPU z.B. in einem Homeserver? Wahnsinnige Leistung und extrem niedriger Energieverbrauch!
MacBook als Kreativmaschine
Mir gefällt das MacBook Air so sehr, dass ich für meine kreativen Arbeiten vollständig auf Mac gewechselt bin. Ich bin wirklich ein großer Freund von OpenSource-Anwendungen wie Darktable und Co. Aber ehrlich? Capture One ist schon was anderes. Auch Davinci Resolve für den Videoschnitt funktioniert einfach – was ich von der Linux-Variante nicht behaupten kann. Ich bleibe Linux auf meinen Servern und meinem Desktop-Rechner treu, keine Frage. Aber Apple hat mich mit dem M1 MacBook Air so sehr begeistert, dass auch auch smartphonetechnisch auf ein iPhone 13 Pro Max umgestiegen bin. Das Zusammenspiel zwischen macOS und iOS ist einfach konkurrenzlos gut.
Was mich zum anfangs erwähnten Punkt des Preis-Leistungsverhältnisses bringt: Will man auf Android-Seite etwas vergleichbar gutes, liegt man ebenfalls in Preisregionen jenseits der 1.000€. Für vielleicht mal 3 Jahre Updates (ab Release wohl gemerkt, nicht ab Kauftag) und zusammengebastelter Android-Umgebung. Was hat mich Samsung mit der Bloatware, den zusätzlichen App-Store etc. genervt. Die Tatsache, dass ein iPhone bis zu 6 Jahre Updates bekommt und iOS schlank und sauber ist, wie ein pures Android, relativiert den Preis wieder. Mittlerweile verstehe ich die Apple-Fans. Ich kenne keine Technik-Produkte, die so dermaßen einfach und intuitiv zusammenspielen. Ich bin wirklich ein Bastler und liebe Linux, aber im Alltag sage ich nicht nein, wenn ich AirPods in die Ohren stecke und sie einfach verbunden werden, egal ob am Mac oder am iPhone. Oder wenn man mit einem Klick Dateien und Inhalte per Airdrop zwischen iPhones und/oder Macs verschicken kann. Klar, für all das gibt es irgendwelche Fummel-Lösungen mit Android, Linux und Windows. Aber mal ehrlich? Wirklich reibungslos hat das bei mir nie funktioniert. Android ist dafür einfach zu offen zu anpassungsfähig. Jeder Smartphone bastelt sich seine eigene UI, eigene AppStores, etc. Und das nicht auf Langfristigkeit ausgelegt, sondern auf das schnelle Geschäft. Eine neue Android Version kommt raus? Viel Spass bei warten, falls es die Version je für das genutzte Androidphone geben wird. OK, Samsung hat sich hier gebessert, dafür versuchen sie auch Apple in seiner Interoperabilitäts-Disziplin nachzumachen. Mit eher mäßigem Erfolg. Heute spricht nicht mal mehr der Preis für ein Android-Flagship. Selbst bei den China-Phones nicht mehr – und hier kauft man sich auch noch potentielle Überwachung ein. Immerhin hat Datenschutz bei Apple noch sowas wie eine Bedeutung. Man zahlt vielleicht für die Produkte mehr (was heute auch nicht mehr wirklich der Fall ist), dafür monetisiert Apple seine User und deren Daten nicht auf Teufel komm raus.
Apple auf Imrazor.de
Zukünftig werde ich wohl auch den ein oder anderen Beitrag zu Apple-Produkten hier schreiben. Nein, keine Sorge, das wird hier sicher nicht der 1.000 Apple-Fanboy-Blog. Aber ich denke, der ein oder andere interessante Beitrag im Zusammenspiel mit Linuxservern etc. könnte durchaus auf Interesse stoßen.
Fragen zum (Teil-)Umstieg auf macOS und iOS? Gerne in den Kommentaren stellen!
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2 Kommentare
Hallo Andreas,
zu Deinem informativen und erfreulich sachlichen Artikel kann ich auf eine ähnliche Erfahrung vor ca. 9 Jahren verweisen. Habe von Windows 3.1 über OS/2 über diverse weitere Windows-Varianten bis zu einigen Linux-Distris vieles über Jahre hinweg ausprobiert. Als ich das erste MacBook Pro kaufte, stellte ich ebenfalls fest, dass viele Überschneidungen zu Linux bestehen (im Unterschied zu IOS). Inzwischen bin ich seit mehreren Jahren ebenfalls total „veräppelt“ und geniesse es, dass alle Systeme bestens verknüpft ohne Abstürze laufen – und das über Jahre hinweg, mit Updates, genau wie Du es beschreibst. Wenn die Zeit zum „tüfteln“ vorhanden ist, lernt man sehr viel beim Benutzen von Linux-Distributionen und kann sich bei Problemen besser helfen. Für produktives Arbeiten (ich fahre auch Auto, ohne zu wissen, wie die Lambda-Sonde arbeitet) spart man aber mit den Apple-Systemen diese Zeit für andere Aufgaben. Von dem M1-basierten System bin ich ebenfalls angetan und habe im Herbst 2021 ein MacBook erworben, mit dem ich sehr zufrieden bin.
Gruß Michael
Hallo Michael,
danke für dein Feedback!
Ja, mittlerweile verstehe ich immer mehr, wieso so viele Leute von Apple-Produkten so begeistert sind – trotz des hohen Preises. Letzterer ist aber meistens gerechtfertigt, aufgrund der hohen Verarbeitungsqualität und der Integration aller Produkte. Selbst das MacBook Air M1 hat für meine Anwendungsfälle so viel Leistung, dass ich meinen Linux-Desktop schon Wochen nicht mehr eingeschaltet habe. Zusammen mit einer DisplayLink Dockingstation sind ja selbst zwei externe Monitore kein Problem am M1.
Grüße
Andreas