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Ich bin zwar eher ein Fotograf, der sein Equipment schlank und reduziert hält, aber manchmal hatte ich dann doch Lust mal wieder mit Filtern zu arbeiten. Viele tolle Effekte lassen sich mit Filtern einfach deutlich besser erreichen, als es mit der Bildbearbeitung im Nachgang möglich wäre. Spiegelungen im Wasser lassen sich z.B. nachträglich unmöglich entfernen, genauso wie Langzeitbelichtungen für verwischte Wolken oder Wasserfälle. Auf der Suche nach einem geeigneten Filtersystem für kompakte Kameras bzw. für kompakte Objektive, bin ich dabei auf das NiSi M75 Filtersystem gestoßen, dass ich hier kurz vorstellen möchte.
Wozu Filter?
Filter gibt es in der Fotografie für unterschiedliche Zwecke. Grundsätzlich sind es immer Glaselemente, die vor das Objektiv (in seltenen Fällen direkt vor den Sensor bzw. zwischen Sensor und dem hinteren Linsenelement des Objektivs) gesetzt werden und mit denen man unterschiedliche Effekte erzielen will.
Polarisationsfilter oder Polfilter
Die bekanntesten sind wohl Polarisationsfilter, Neutraldichtefilter und Grauverlauffilter. Verwendung finden Polarisationsfilter (auch Polfilter) immer dann, wenn man z.B. Spiegelungen auf nichtmetallischen Flächen entfernen will. Mit Polfiltern lassen sich also Wasseroberflächen entspiegeln und damit durchsichtig machen (vorausgesetzt, das Wasser ist kein trüber Tümpel). Auch Fensterscheiben kann man die Spiegelung nehmen und z.B. bei fotografierten Autos den Blick durch die Scheibe ins Innere ermöglichen. Positiven Effekt kann man auch auf blauen Himmel und Blätterwerk im Wald erzielen, aber immer nur wenn man nicht die sich seitlich zur Sonneneinstrahlung befindet. Durch das Verdrehen des Polfilters kann dann der Polarisationseffekt verstärkt oder abgeschwächt werden. Das ist auch der Grund, wieso Polfilter immer rund sind, selbst wenn man ein Rechteckfiltersystem verwendet.
Neutraldichtefilter oder ND-Filter
Neutraldichtefilter oder auch ND-Filter machen nichts anders als das einfallende Licht zu reduzieren. Quasi eine Sonnenbrille für die Kamera. Eingesetzt werden ND-Filter immer dann, wenn man weniger Licht auf den Sensor gelangen lassen will: Freistellen bei Sonnenschein mit Offenblende kann dazu führen dass die minimale Verschlusszeit der Kamera für eine richtige Belichtung unterschritten werden müsste. Man kann dann einen ND-Filter einsetzen um mit Offenblende freizustellen und gleichzeitig mit nicht zu kurzen Verschlusszeiten arbeiten zu müssen. Eint Thematik, die auch bei Filmern zum tragen kommt: Cinematischen Eindruck erreicht man durch Anwendung der 180°-Regel: Bei 30 Frames pro Sekunde sollte eine Verschlusszeit von etwa 1/60s gewählt werden. Ist es draußen sehr hell, ist man sehr schnell bei deutlich niedrigeren Verschlusszeiten, was den cineastischen Effekt nimmt und das Video zu realistisch erscheinen lässt. Und dann eben eher an einen Amateurfilm erinnert. Um die Verschlusszeit wieder Richtung 180°-Shutter-Regel zu verlängern, setzt man ND-Filter ein. Mehr zur 180°-Shutter-Regel und seinem Ursprung findet ihr hier: Die Lichtfänger. In der Fotografie sind ND-Filter v.a. für Langzeitbelichtungen unersetzbar. Verwischte Wellen am Meer oder vorbeiziehende Wolken am Himmel lassen sich nur mit ND-Filter erzielen, genau wie die fließendes bzw. verwischtes Wasser v.a. bei Wasserfällen. ND-Filter gibt es in verschiedenen Stufen, also wie bei Sonnenbrillen: von weniger starker Tönung bis richtig dunkel. Was man allerdings bei ND-Filter nicht will ist eine Farbverfremdung, wie bei Sonnenbrillen. Hier trennt sich schnell die Spreu vom Weizen: Günstige Filter hinterlassen oft Farbstiche im Bild, oftmals violett. Richtig gute Filter aus optischen Glas mit entsprechender Beschichtung sind weitestgehend neutral, aber auch teuer. Spart hier nicht am falschen Fleck!
ND-Filter werden entsprechend ihrer Abdunklung unterschieden: ND8 Filter erzielen eine Abdunklung von nur 3 Blendenstufen während ein ND32000 Filter 15 Blendenstufen abdunkelt. Für den Einstieg ist ein ND64-Filter für den Einsatz in einem schattigen Wald und ein ND1000-Filter für Aufnahmen bei Tages- bzw. Sonnenlicht empfehlenswert.
Grauverlauffilter oder GND-Filter
Grauverlauffilter oder auch GND-Filter (vom Englischen: Graduated Neutral Density Filter) bezeichnen Filter, die über ihre Fläche einen Verlauf in der Tönung haben. Oben Dunkel und unten durchsichtig, dazwischen eine feine Abstufung von Dunkel bis durchsichtig. Auch diese Filter gibt es in der verschiedene Ausführungen: z.B. Ober der Übergang von dunkel zu durchsichtig sanft und weich erfolgt oder eine harte Abgrenzung stattfindet. Diese Filter nennt man dann GND-Filter soft, medium und hard. Ihren Einsatz finden diese Filter immer dann, wenn man den Himmel gegen eine Landschaft abgrenzen und der Dynamikumfang der Szene zu groß ist. V.a. als die Kamerasensoren noch keinen so großen Dynamikumfang wie heute abdeckten, waren diese Filter wichtig, damit ein Himmel nicht ausgebrannt war, wenn die Landschaft richtig belichtet wurde. Heute erledigt man diese Aufgabe eher in der Bildbearbeitung. Etwas unterbelichten und dann die dunklen Bereiche hochziehen. Trotzdem können GND-Filter in Kombination mit anderen Filtern durchaus Sinn machen.
Sonderfilter
Neben Polfiltern, ND- und GND-Filtern gibt es auch noch andere Filter, die mehr oder weniger Sinn ergeben (UV-Filter) oder mit denen man ganz spezielle visuelle Effekte erzielen will (Mist-Filter, Prismenfilter, etc.). Letztere bieten zwar gestalterische und kreative Möglichkeiten sind aber eher wenig verbreitet, während die erstgenanten Filter v.a. in der Landschaftsfotografie und beim Filmen unverzichtbar sind.
Rechteckfilter oder Schraubfilter (Rundfilter)
Für den Immerdrauf-Einsatz z.B. beim Filmen, eignen sich Rundfilter. Diese werden entweder direkt auf das Objektiv bzw. das Filtergewinde geschraubt oder mit magnetischen Systemen verwendet. Auch Polfilter können so z.B. bei Sonnenschein dauerhaft auch bei Reportage- oder Reisefotografie verwendet werden. Früher hatte ich v.a. wegen dem „schönen blauen“ Himmel immer einen Polfilter drauf. Allerdings fand ich den Eindruck im Nachhinein dann immer etwas übertrieben und verfremdet. Polfilter setze ich heute nur in bestimmten Situationen ein, um z.B. Wasser zu entspiegeln. Schraubfilter haben aber einen Nachteil: Man benötigt entweder für unterschiedliche Objektivdurchmesser den passenden Filter oder man kauf für den größten Objektivdurchmesser einen Filter und dazu sogenannte Step-Down-Ringe – dann steht der Filter aber über und einen Sonnenblende lässt sich nicht mehr verwenden.
Gerade beim Einsatz von stationärer Landschaftsfotografie, also mit Stativ finde ich Rechteckfilter deutlich angenehmer. Rechteckfilter sind deutlich größer als der größte Filterdurchmesser und können somit meistens über die gesamte Objektivbandbreite mit entsprechenden Adaptern verwendet werden. Auch die Kombination aus verschiednen Filtern lässt sich durch Einschubsysteme viel einfacher realisieren. So lassen sich im Nu Polfilter, ND- und GND-Filter miteinander kombinieren. GND-Filter lassen sich eigentlich nur in der Rechteck-Variante sauber auf die Landschaft (Horizont) durch hoch oder runter schieben anpassen. Als Rundfilter unmöglich.
Problem ist nur, dass die meisten Rechteckfilter mindestens 100m haben und damit sehr groß (und teuer) sind. An meiner mit Fujicrons ausgestatteter X-Pro2 würde so ein 100m-System etwas übertrieben aussehen und lässt sich aufgrund der kleinen Filterdurchmesser teilweise gar nicht benutzen. Und hier kommt das M75-System von NiSi zum Zug: Aus meiner Sicht eine ideale Größe für kleinere, kompaktere Objektive/Kameras.
Das NiSi M75-System
NiSi ist eine chinesische Firma, die sich seit 2005 mit optischen Filtern beschäftigt und ihre Produkte weltweit vertreibt. Der Filtermarkt ist stark umkämpft, mittlerweile. tummeln sich einige Anbieter auf dem Mark. So gibt es neben NiSi auch noch Marken wie Haida oder Rollei (wobei letzterer nach meinem Kenntnisstand nur Zukauf und Brandlabeling betreibt, aber nicht selbst herstellt). Filter gibt es auch von deutschen Firmen mit höchstem Qualitätsanspruch wie Schneider Kreuznach – dann aber in einem sehr hohen Preisbereich und für den ambitionierten (Hobby-) Fotografen wohl übertrieben.
Mir ist kein Filtersystem neben NiSi bekannt, dass 75mm Filter benutzt. Bitte in einen Kommentar hinterlassen, wenn ihr noch welche kennt. Die 100mm und 150mm Systeme haben viele Hersteller und man hat die Qual der Wahl.
Filterhalter und Polarisationsfilter
Den Einstieg in das System macht man am besten mit dem Filterhalter-Kit. Hier ist sowohl der Filterhalter als auch der Landscape-CPL-Polfilter enthalten. Das Schraubgewinde, mit dem der Filterhalter auf dem Objektiv befestigt wird hat 67mm. Meine Objektive haben andere Filterdurchmesser, weshalb ich noch die passenden Adapterringe bestellt habe. Damit man sich den Polarisationsfilter während dem Transport an der Kamera oder im Fotorucksack nicht verschmutzt, empfiehlt sich die Verwendung der passenden Abedeckkappe. Geliefert wird das Filterhalter-Kit in einer ansprechenden und praktischen kleinen Tasche. Die Tasche hat mehrere Einschubfächer für Filterhalter, Adapterringe und die eigentlichen Filter.
Filter
Für den Einstieg würde ich drei Filter empfehlen: Einen ND64 mit 6 Blendenstufen Abdunklung, einen ND3200 mit 15 Blendenstufen Abdunklung und einen Grauverlauffilter GND8 mit 3 Blendenstufen. Mehr braucht es am Anfang nicht, da die Filter einzeln durchaus ins Geld gehen und man die auch kombinieren kann. Der M75-Filterhalter ermöglicht es den Polarisationsfilter und bis zu zwei Rechteckfilter gleichzeitig zu verwenden.
Anwendungsbeispiele
In bestimmten Situationen gefällt mir der Einsatz von Filtern – aber eben nur in bestimmten Situationen. Stilelemente, die sich mit Filtern erzielen lassen, sollte man mit Bedacht und als Abwechslung einsetzen. Das tausendste Foto mit verwischten Wasserfall oder der Brandung am Strand wird dann irgendwann langweilig. Nichtsdestotrotz kann man mit solchen Filtern Bilder erschaffen, die ohne nicht möglich wären.
Polfilter zum Entfernen von Spiegelungen im Wasser
Das Meer ist kristallklar, sieht aber auf den Urlaubsfotos eher milchig aus? Das liegt an den Lichtspiegelungen der Wasseroberfläche. Diese lassen sich mit Hilfe des Polfilters (abhängig vom Winkel zur Sonne) mit einem Polfilter entfernen:
Polfilter für blaueren Himmel
Ein blauerer Himmel (und plastischere Wolken) lässt sich im passenden Winkel zur Sonnenstrahlung ebenfalls mit einem Polfilter erzielen.
Der Klassiker: Langzeitbelichtung eines Wasserfalls
Um eine Langzeitbelichtung erstellen zu können, muss dafür gesorgt werden, dass weniger Licht auf den Sensor trifft, um das Foto nicht überzubelichten. Dies erreicht man mit dem Einsatz eines ND-Filters. Gleichzeitig wollte ich das Wasser entspiegeln, dafür kam der Polfilter zum Einsatz. Wichtig ist es, die richtige „neue“ Belichtungszeit zu berechnen. Dies kann man am Einfachsten mit Apps am Handy machen, z.B. ist ein solcher Rechner in der Foto-App PhotoPills enthalten. Die App ist aus meiner Sicht für Ambitionierte Fotografen sowieso Pflicht, da sie viele Planungshilfen (Milchstraße, Sonneauf- und Untergang, VR-Sicht etc.) bietet und einem das Fotoleben einfacher macht. Solche Rechner funktionieren in etwas so: Zuerst stellt man die Kamera so ein, als würde man das Foto ohne Filter machen. Diese Werte gibt man in den Rechner als Ausgangswert ein und gibt dann an, welchen Filter man einsetzen möchte. Die App zeigt einem dann die errechnete neue Belichtungszeit, die man an der Kamera mit aufgesetzten Filter einstellen muss.
Fazit
Du benutzt eine APS-C-kamera oder eine MFT-Kamera? Z.B. wie ich aus dem Hause Fujifilm? Dann ist für dich vielleicht das M75-Filtersystem einen Blick wert: Kompakter und deutlich günstiger als 100mm-Filter. Will man allerdings (Weitwinkel-)Objektive mit großem Filterdurchmesser verwenden, dann muss man auch bei eine Fujifilm-System zu größeren Filtern greifen. Das XF 8-16 benötigt sogar einen speziellen Halter für 150mm Filter aus der NiSi S6 Reihe – als Kit liegt man hier dann aber auch bei mehr als 500€.
Transparenz: Das/die hier vorgestellte/n Produkt/e wurden von mir selbst gekauft und verwendet. Ich zeige euch nur Dinge, die ich selbst einsetze und für gut befunden habe.
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