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X-Pro1
Mit der X-Pro1 begann im Januar 2012 die Geschichte des Fujifilm X-Systems. Sie war der Startschuss für das neue System und den den neuen X-Trans-Sensor, der bis heute ein Alleinstellungsmerkmal für Fujifilm-Kameras darstellt und zu ihrem einzigartigen Bildcharakter beiträgt. 2012 waren die DSLMs noch in den Kinderschuhen und jeder (Hobby-)Fotograf, der etwas auf sich hielt, griff zu digitalen Spiegelreflexkamera – denn nur der Glassucher versprach echtes Fotofeeling! Ironischerweise werden solche Foto-Sakrilegien in regelmäßigen Abständen neu definiert und es wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben. So suchte Fujifilm den Zwischenweg und bot in er X-Pro1 zum ersten Mal einen revolutionären Hybridsucher an. Einen Glassucher im Messsucherstil und einen EVF der im optischen Sucher aktiviert werden konnte. So wurden beide Welten verbunden, der Glassucher für die DSLR-Fraktion und der EVF für die DSLM-Zukunft. Dieses Konzept blieb ein Hauptmerkmal für die X-Pro-Linie. Die X-Pro1 hatte ich (leider) nie – vor mehr als 10 Jahren fiel ich noch auf die oben genannten Foto-Weisheiten herein – nur Vollformat wollte/konnte ich mir nicht leisten ;-)
X-Pro2
Vier Jahre nach der X-Pro1 kam dann 2016 die X-Pro2 auf den Markt. Zwei Jahre danach bin ich genau mit dieser Kamera in die Fuji-Welt eingestiegen und fotografiere seit nunmehr fünf Jahren mit einer Fujifilm X-Pro2. 2018 bin ich von einer im Verhältnis gesehen, klobigen Nikon D7100 auf die X-Pro2 umgestiegen und habe den Wechsel keinen Tag bereut. Auch wenn die X-Pro2 mittlerweile in die Jahre gekommen ist und sie in vielen Belangen mit aktuellen Modellen nicht mehr mithalten kann, ist die Bildqualität nach wie vor völlig ausreichend und noch immer deutlich besser als jedes Smartphone. Im Urlaub und bei vielen Ausflügen ist die X-Pro2 immer noch ein gern gesehener Begleiter. Unauffällig, kompakt, zuverlässig und unaufdringlich. Die X-Pro2 war 2016 das Flaggschiff von Fujifilm, gespickt mit neuen Features und Ideen. Man merkt noch heute das Herzblut, das bei Fujifilm in diese Kamera floss. Verarbeitungsqualität und Robustheit (Wetterschutz) sind außerordentlich gut. Wie bei den meisten Fujifilm-Kameras: Man nimmt diese Kamera einfach gerne in die Hand. Das Retro-Feeling ist nochmal größer als bei einer X-T-Kamera, das Unterstatement ebenfalls. Ich glaube, die X-Pro2 ist bis heute die Fujifilm-Kamera mit den meisten Firmware-Updates. Ein weiteres Indiz für den damalig hohen Stellenwert im Unternehmen. Das letzte FW-Update erhielt die Kamera im Herbst 2020(!) mit der Version 5.10 (!). Hier wurde Kaizen noch gelebt. Über den Lebenszyklus erhielt die Kamera viele deutliche Verbesserungen und neue Features – z.B. wurde die anfangs nicht vorhandene 4K-Videofunktion mit einem FW-Update nachgereicht. Dass die X-Pro2 für Fujifilm mal das Aushängeschild und ein Flaggschiff war, merkt man aus meiner Sicht heute noch. Auch 2023 ist sie eine alltagstaugliche Kamera mit herausragender Bildqualität. Der X-Trans-III liefert mit seinen 24,3MPx auch heute noch ordentlich ab. Nur dem Autofokus merkt man die 7 Jahre deutlich an. Der Gesichts-AF erkennt Gesichter wo keine sind und wenn eigentlich Gesichter zusehen wären, erreicht er auch nur eine Trefferrate von vielleicht 75%, wenn die Personen direkt in die Kamera schauen. Der Augen-AF ist zwar im Menü vorhanden, hat aber eher ein homöopathische Trefferquote und wird von mir nie aktiviert. Die meiste Zeit wird von mir also der kleine Joystick gequält, um das AF-Feld zu verschieben. Bei bewegten Objekten (Kindern) eher nervig mittlerweile. V.a. wenn man mitbekommt, was moderne Kameras mittlerweile leisten. Und wenn man sieht, wie ein iPhone beim Fotografieren und Filmen sofort Gesichter und andere Objekte erkennt. Automatisch. Immer.
X-Pro3
Ende 2019 wurde dann die X-Pro3 vorgestellt. Gleicher Sensor und Prozessor, wie die X-T3/4, damit ähnliche AF-Eigenschaften, kein IBIS, dafür eine eigene Filmsimulation (Classic Negative – mittlerweile auch in der X-T5) – allein für diese wäre ich fast schwach geworden. Und trotzdem konnte ich mich anfangs irgendwie nicht begeistern. Zu wenig Unterschiede gab es aus meiner Sicht zur X-Pro2, zu kurz hatte ich die X-Pro2 als die X-Pro3 erschien (ca. 1,5 Jahre). Als ich dann wirklich mit dem Gedanken spielte, sie mir wegen dem besseren AF zu holen, hatte sie Fujifilm ohne Nachfolger eingestellt. Beim viel diskutierten Klappdisplay hatte sich wohl ein Serienfehler mit dem Flachkabel eingeschlichen, reihenweise fielen/fallen die Displays aus und die X-Pro3-Fotografen mussten die Kamera einschicken. Wohl dem, der das Konzept der Kamera verstand und das Display nur selten nutzt. In den USA gab/gibt es sogar eine Sammelklage gegen Fujifilm wegen des Displaydefekts. Wo ist die Liebe und Leidenschaft hingekommen, die Fujifilm der X-Pro2 noch zuteil werden lies? Schon die X-Pro3 war keine Flaggschiff-Kamera mehr und das „Pro“ im Namen wohl eher nur noch Tradition. Fujifilm hat ab einen gewissen Zeitpunkt angefangen zu sehr auf die Konkurrenz zu schielen, anstatt ihr eigenes Ding weiter zu verfolgen. Vollformat ist doch das Nonplus-Ultra auf dem Kameramarkt? Dann bringen wir eine Mittelformat nach dem Motto „More than Fullframe!“. Bei beschränkten Entwicklungsbudgets führt dies zwangsläufig dazu, dass Kameras, die sich nicht sooo gut verkaufen lassen, in die zweite Reihe geschoben werden. Heute (Mai 2023) sind wir an einen Punkt angekommen, an dem Fujifilm mehr eingestellte Kameramodelle hat, als lieferbare. Wer – wie ich – Rangefinder-Style-Kameras den DSL(R) vorzieht, hat Pech gehabt. Keine X-E4 mehr (war die überhaupt mal lieferbar?), keine X-Pro3 mehr. Keine Neuankündigung in der Pipeline. Dafür mehr PSAM-Kameras, als klassische. Man will den hippen „Content-Creator“ ansprechen, mit sogenannten Hybridkameras. Für den Rest bleibt die X-T5 mit abgespeckten Features (schlechterer EVF, Puffer, etc.) ggü. der X-H2. Die X-T5 ist aktuell die einzige Alternative zu einer X-Pro, die für mich in Frage käme und sie hat tolle Eigenschaften – aber wieso setzt man sie nicht auf das gleiche Level mit der X-H2? Weil man krampfhaft versucht, die X-H2 zu positionieren? Wie gut das klappt, sieht man aktuell in Asien: X-T5 ist nicht lieferbar. Braucht man die Teile für die Produktion der X-S20 und/oder verkauft sich die X-T5 doch besser als die X-H2, obwohl man es gerne anders hätte? Keine Ahnung, aber man könnte sich das ein oder andere zusammenreimen.
X-Pro4 – wo bist du?
Bleibt nach fast 4 Jahren X-Pro3 die Frage: X-Pro4, wo bist du? Eigentlich wäre es nach den bekannten X-Pro-Lebenszyklen spätestens im Herbst an der Zeit für einen Nachfolger. Manch ein Marktbeobachter munkelt aber, dass Fujifilm die X-Pro-Reihe aussterben lässt. Das kann ich mir nicht direkt vorstellen, da die Reihe immer noch ein gewisses Prestige hat für Fujifilm (s. X-Pro1 als Urvater des X-Systems), ich befürchte aber eine Repositionierung der Kamera, die rein darauf abzielt, den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen: Luxus-Segment – was auch immer das sein soll. Wenn ich mir die aktuelle Preisentwicklung ansehe, wird die X-Pro4 zwangsläufig im Luxussegment landen. Aber was bleibt eigentlich sonst noch für eine X-Pro4 übrig, wenn bereits eine X-T5 mit „Photography First“ beworben wird? Die X-Pro-Reihe zielte bereits schon vorher auf reine Fotografie ab, hatte Videofunktionen zwar an Bord, wurden aber von den wenigstens ernsthaft genutzt.
Ich selbst war und bin wohl nicht unbedingt der Vorzeige-X-Pro-Benutzer, denn ich nutze die Kamera nicht für Street-Fotografie. Ich bin so dreist und nehme sie einfach für alles her, worauf ich Lust und Laune habe. Auf Reisen im Urlaub, die Familienfeier oder der Kindergeburtstag. Oder auf einer Wanderung und bei Landschaften. Ja, ich montiere die X-Pro sogar auf ein Stativ und mache Langzeitbelichtung mit ND-Filtern. Geht auch ohne Klappdisplay und Vollformat. Ich mag einfach den Formfaktor der X-Pro. Ich mag die Tatsache, dass von vorne keinerlei Beschriftung zu lesen ist.Ich mag auch das komische ISO-Belichtungszeit-Kombi-Rad. Deshalb wünsche ich mir auch eine X-Pro4 und hoffe, dass es Fujifilm nicht versauen wird und daraus eine Luxus-Knipse macht, die mit den Flaggschiff-Wurzeln nichts mehr zu tun hat.
Meine Wünsche an eine X-Pro4 sind eigentlich überschaubar:
- Den X-Pro-Charakter in die Zukunft führen ohne daraus eine Hipster-Knispe zu machen.
- Hohe Verarbeitungsqualität und Materialauswahl.
- Eigenschaften und Features der X-T5 oder besser die der X-H2 im Body der X-Pro4, inkl. IBIS, AF und dem Display der X-T5.
- Im Gegensatz zu viele anderen wäre ich einer Video-Funktion entsprechend der X-T5 nicht abgeneigt.
Einen Ausblick, ob wir 2023 mit einer X-Pro4 rechnen können, gibt uns vielleicht der nächste X-Summit am 24. Mai. Wir werden sehen.
Wie sieht es bei euch aus? Vermisst ihr die Rangefinder-Style-Kameras von Fujifilm so wie ich? Würdet ihr 2023 eine X-Pro4 kaufen oder denkt ihr, die X-T5 ist für „Photography First“ ausreichend und die X-Pro-Linie ist obsolet geworden? Gerne einen Kommentar da lassen!
Update 24.05.2023
Leider war der X-Summit am 24.05.23 nicht gerade erhellend in Bezug auf eine X-Pro4. Keine Vorstellung und auch kein Entwicklungsausblick, wie ihn Fujifilm in vergangenen X-Summits oftmals gegeben hat, nach dem Motto „One More Thing…“. Bleibt zu hoffen, dass eine X-Pro4 im Herbst angekündigt wird – immerhin konnte man im Chat und den Kommentaren den deutlichen Wunsch der User nach einer X-Pro4 lesen.
Der X-Summit brachte uns wie erwartet eine X-S20 als Nachfolger der X-S10. Stark fokussiert auf (neumodisch formuliert) „Content Creator“. Für den ein oder anderen sicherlich interessant, für mich jedoch nicht. Wobei es schon eine technisch interessante Tatsache gibt, die evtl. für eine zukünftige X-Pro4 relevant sein könnte: Die Kombination aus dem „alten“ 26MPx X-Trans 4 Sensor mit neuen X-Prozessor 5. Dies kombiniert die hervorragenden Eigenschaften des X-Trans 4 Sensors mit der verbesserten AF-Performance der aktuellen Kameramodelle – dies steuert nämlich der neue X-Prozessor 5 bei. Damit würde man der X-Pro4 nämlich die 40MPx und den teuren Stacked-Sensor der X-H2s ersparen. Und wenn man sieht, wie dünn die X-S20 trotz IBIS ausfällt, könnte man sich die Technik auch gut im Formfaktor einer X-Pro vorstellen. Bleibt nur die Frage, ob Fujifilm den Stacked-Sensor wirklich nur für ein Kameramodell entwickelt hat und (noch) auf einen breiteren Einsatz verzichtet. Die Sensor-Prozessor-Kombination aus der X-S20 könnte jedenfalls den Preis einer X-Pro4 in ertragbarem Rahmen halten. Bei den X-Pros schlägt der Hybridsucher und das Titangehäuse nämlich schon ordentlich zu Buche – vorausgesetzt diese beiden Eigenschaften werden beibehalten.
Was ich ebenfalls sehr interessant finde, ist das neue XF8mmF3.5 R WR: ultrakompakt, 215g leicht, wettergeschützt und mit mit normalen Filtern aufgrund des verhältnismäßig kleinen Filterdurchmessers von 62mm nutzbar (das sollte sogar noch das NiSi M75 System funktionieren). Ich mag das kleine XF16mmF2.8 R WR schon sehr gerne und kann mir das kleine 8mm gut als weitere Ergänzung vorstellen. Nur der Preis ist mit 899€ UVP ordentlich und mehr als doppelt so teuer als das kleine 16er. Ansonsten wurden noch eine neue FW mit AF-Verbesserung für die X-T5 und die X-H2 vorgestellt sowie die lange erwartete neue App für den Zugriff auf die Kamera vom Smartphone aus: Fujifilm XApp (Google Playstore iOS App Store). Um die neue App zu nutzen, braucht die Kamera allerdings eine neue Firmware und Bluetooth. Das schließt ältere X-Kameras (wie auch meine X-Pro2) leider aus.
Bleibt für mich persönlich noch die Frage: Werde ich zwischenzeitig doch auf die X-T5 umsteigen oder begnüge ich mich weiterhin mit der X-Pro2 und ihren Schwächen (und Vorzügen)?
Update 31.01.2024
Mittlerweile haben wir Anfang 2024 und eine X-Pro 4 lässt weiter auf sich warten. So wurde zwar für 2024 angekündigt, dass es neue X-Kameras geben wird, aber ob die X-Pro 4 dabei sein wird?
Am 20.02.2024 wird der nächste Fujifilm X-Summit stattfinden, auf dem dem Neuigkeiten rund um das GFX und X System bekanntgegeben werden. Ob die X-Pro 4 dabei sein wird?
Update 20.02.2024
Leider wurde am ersten X-Summit des Jahres 2024 in Tokyo kein Wort zu einer möglichen X-Pro 4 gesagt. Es war ein fast reines X100VI Event. Fuji Rumors geht nicht nur davon aus, dass es 2024 keinen X-Pro Nachfolger geben wird, sondern stellt auch klar, dass nach aktuellem Stand nichts über eine mögliche X-Pro 4 bekannt sei. Kommt sie 2025, 2026 oder gar nie? Schade, dass Fujifilm für eine X-Pro anscheinend nicht mehr genug Kunden sieht. Ich glaube, ich werde meine X-Pro 2 nutzen müssen, bis sie den Geist aufgibt.
Update Juli 2024
Fujifilm hat wohl wieder eine neue Kamera registriert, wie Fuji Rumors berichtet. Nachdem mittlerweile alle Modell ein auf die aktuelle Generation hochgezogen wurden, stellt sich natürlich sofort die Frage: Bekommen wir doch noch 2024 eine X-Pro4 (oder X-Pro5) oder eine X-E5? Ich rechne dieses Jahr definitiv noch mit einem X Summit, vielleicht bekommen wir hier „freudige“ Botschaft über eine X-Pro4. Schön wäre es. Wobei ich mittlerweile echt etwas skeptisch bin, was die Lieferfähigkeit von Fujifilm angeht. Was hilft mir die Präsentation/Ankündigung einer neuen Kamera, wenn sie ewig nicht lieferbar ist (X100VI) oder gar einfach wieder eingestellt wird und faktisch kaum auf dem Markt aufgetaucht ist (X-E4)? Die Produktionskapazitäten sind wohl sehr knapp, an der Teileverfügbarkeit kann es aus meiner Sicht nur bedingt liegen. Hier hat sich der Markt die letzten Monate deutlich erholt. Hinzu kommt noch die fragliche Strategie von Fujifilm, die Produkte künstlich zu verknappen, wie der CEO in einem Interview sogar zugab. Selbst als Hobbyfotograf merke ich die Einschränkungen meiner 6 Jahre alten X-Pro2 immer mehr und überlege auf eine X-T5 zu wechseln, solange es keinen würdigen X-Pro Nachfolger gibt: Aber da habe ich die Rechnung ohne Fujifilm gemacht: Die X-T5 ist wohl frühestens im September wieder lieferbar – wenn überhaupt. Ob diese Strategie von Fujifilm wirklich so schlau ist? Mittlerweile schielt man dann doch immer mal wieder auf Kameras wie die Nikon Z f – Vollformat, state-of-the-art AF, lieferbar und preislich kaum teurer.
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