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Meine Fotografie zielt im Wesentlichen auf die Reisefotografie ab – diese Tatsache setzt gewisse Rahmenbedingungen, die ich im Artikel Meine Kamera-Objektiv-Kombi auf Reisen etwas umrissen habe.
In diesem Artikel habe ich auch erläutert, was mich an meinem Equipment immer gestört hat – in erster Linie der Mangel an vernünftigen Objektiven für das APSC-System von Nikon und natürlich die Ausmaße bzw. das Gewicht einer Spiegelreflex-Kamera mit lichtstarkem Objektiv.
Und so habe ich schon länger mit dem Gedanken gespielt auf das Fujifilm X-System zu wechseln – was ich teilweise im Rahmen meiner letzten Reise auch gemacht habe. Als Vorbereitung für meine Thassos-Reise habe ich in mein Fotoequipment investiert und mir eine Fujifilm X-Pro2 im Kit mit dem Fujinon XF35 F2 R WR geholt. Immerhin gab es gerade einen Sofortrabatt von 200€, den ich dankend mitnahm. Dazu noch einen passenden Displayschutz – das sollte für’s erste reichen.
Wieso meine Wahl genau auf das X-System und im Speziellen die X-Pro 2 fiel, erfahrt Ihr in den nachfolgenden Passagen.
Gründe für das X-System von Fujifilm
Einige meiner Beweggründe, die mich zum X-System von Fujifilm brachten, habe ich ja bereits im Artikel Meine Kamera-Objektiv-Kombi erklärt. Hier nochmal zusammengefasst:
- Innovative Kameras in einem durchgängigen Ökosystem, d.h. verschiedene Kameratypen mit gleichem Sensor, aber unterschiedlichen Funktionen und Zielgruppen. So spricht man zwar verschiedene Zielgruppen – auch hinsichtlich des Bezugspreises an, im Kern ist die Kamera aber bei fast allen Modellen gleich bzw. ähnlich. Der herausragende X-Trans III Sensor kommt fast durchgängig zum Einsatz (außer X-T100).
- Konzentration auf den APSC-Sensor bedeutet eine schöne Auswahl an hervorragenden Fujinon Objektiven – passgenau für die X-Kameras und den APSC-Sensor (X-Trans III). Es gibt zwar auch ein paar Optiken von Drittanbietern, aber darauf ist man nicht zwingend angewiesen, da die gängigsten Brennweiten mit Zoom und natürlich auch Festbrennweiten von Fujifilm abgedeckt werden. Und das in einer herausragenden Qualität.
- Fujifilm bringt zwar immer mal wieder neue Kameratypen heraus, die Kameratypen selbst werden aber nur alle paar Jahre erneuert. Klingt im ersten Moment nicht so gut, aber bei genauer Betrachtung ist dies sehr vorteilhaft für den Verbraucher: Es kommt nicht wie bei Sony und Co. alle 1-2 Jahre ein neues Modell auf den Markt, sondern die Kameras werden per Firmware-Update mit neuen Funktionen und Verbesserungen ausgestattet. Und das völlig kostenlos. Eine X-Pro2 wurde z.B. mit der FW Version 4.0 um die Funktion des 4K-Filmens nachgerüstet. Auch der AF wird stetig verbessert und neue Filmsimulationen kamen hinzu. Andere Hersteller würden das als Grund erachten, eine neue Kamera auf den Markt zu bringen. Die Investition in eine Fujifilm Kamera ist deshalb aus meiner Sicht langfristiger, als bei anderen Kameraherstellern.
- Das zurückhaltende Retrodesign finde ich sehr ansprechend und ist v.a. auf Reisen sehr vorteilhaft, da man mit Fujifilm Kameras weniger auffällt.
- Kompakte Baugrößen reduzieren auch das Gewicht.
Meine Entscheidung für die X-Pro 2
Lange Zeit habe ich mit dem Topmodell Fujifilm X-T2 geliebäugelt. Habe sie mir auch live angesehen und ausprobiert. Eigentlich hat mir die X-T2 recht gut gefallen, bis ich irgendwie auf die X-Pro2 kam und diese zufällig bei Saturn probieren konnte. Was soll ich sagen, ich habe mich sofort in diese Art von Kamera verliebt.
Der Messsucherstil
Der Messsucherstil hat was leica-mäßiges und ist schon fast prädestiniert für Reise- und Reportagefotografie. Das Gehäuse ist kompakt und hat an der Vorderseite keinen Schriftzug oder dergleichen – damit ist die Kamera nochmal unauffälliger.
Ausschlaggebend für mich war aber die Ergonomie: Der Sucher auf der linken Seite ermöglicht es normalerweise, dass man mit dem rechten Auge durchschaut und gleichzeitig mit dem linken Auge die Szene verfolgen kann. Auch „verschwindet“ man so nicht komplett hinter einer fetten Kamera, was die gefühlte Distanz zwischen Fotografen und dem Fotografierten deutlich verringert.
Mein „starkes Auge“ ist hingegen das Linke – auch hier hat der Sucher auf der linken Seite für mich einen deutlichen Vorteil: Die rechte Seite der Kamera bleibt einigermaßen frei für die Bedienung der Knöpfe und wird nicht durch mein Gesicht „belegt“.
Generell ist die Bedienung für mich genial: Alle wichtigen Knöpfe/Räder sind mit der rechten Hand zu erreichen und zu bedienen. Im Endeffekt, kann man die Kamera fast komplett mit einer Hand bedienen.
Der (Multihybrid-)Sucher
Der Sucher ist das „heimliche Highlight“ dieser Kamera wie ich finde. Oder nennen wir ihn so, wie es Fujifilm macht: „Multihybridsucher„
Dieses sperrige Wort beschreibt es eigentlich sehr zutreffend. Als Fotograf hat man nämlich die Wahl, blitzschnell zwischen drei (eher 2,5) Arten von Sucher umzuschalten:
- Optischer Sucher (OVF): Man sieht durch echtes Glas, kann sich jedoch allerhand nützlicher Informationen einblenden lassen, wie z.B. das Histogramm und eine virtuelle Wasserwaage. Die Konfiguration kann man beliebig vornehmen. Zum Ausgleich des Parallaxenfehlers kann man sich entsprechende Hilfsboxen einblenden lassen. Eine wirklich tolle Sache! (Parallaxenfehler: Man sieht nicht durch das Objektiv, sondern daran vorbei. Bei nahen Objekten ist der reale Bildausschnitt zum Sucherausschnitt nach rechts verschoben).
- Elektronischer Sucher (EVF): Neben dem OVF bietet die X-Pro2 aber auch einen EVF, auf dem man einfach umschaltet, indem man den kleinen Hebel nach rechts betätigt. Jetzt sieht man genau das, was der Sensor aufnimmt, inkl. der Korrekturen (Filmsimulation, Blende, etc.). Das Bild, das man hier sieht, entspricht im Wesentlichen schon dem fertigen Foto, bevor man den Auslöser drückt. Vergleichbar mit den spiegellosen Systemkameras anderer Hersteller. Die X-T2 hat angeblich einen besseren EVF, für mich sieht jedoch auch der der X-Pro2 hervorragend aus. Ich setze ihn v.a. bei dunkleren Bedingungen und im manuellen Modus ein, wenn man sofort sehen möchte, wie sich die Einstellungen auf das Bild auswirken.
- Optischer Sucher mit „elektronischer Lupe“: Eine coole Sache ist die dritte Sucherfunktion, die beim Einsatz des OVF und dem Betätigen des Hebels nach links aktiviert wird: Ein kleines Display wird rechts unten in den OVF eingeblendet (fährt von unten in den OVF ein), das eine Vergrößerung des Zentrums anzeigt. Dies hat den Vorteil, dass man schnell beurteilen kann, ob das anvisierte Ziel scharf ist und man kann damit den Parallaxenfehler recht gut korrigieren. Der kleine EVF zeigt nämlich den vergrößerten Bildausschnitt an, so wie in der Sensor aufnimmt.
Diese Sucherkombination ist einmalig auf dem Kameramarkt und macht die X-Pro2 aus meiner Sicht auch heute noch zu einem technischem Meisterwerk.
Natürlich kann man auch über das grandiose Display seine Fotos schießen. Mit einem Näherungssensor wird automatisch auf das Display umgeschalten, wenn man das Auge vom Sucher wegnimmt. Wenn ich wieder mal mit der D7100 fotografiere, vermisse ich dies am meisten. Der Liveview der Nikon ist einfach unterirdisch.
Das Gehäuse
Das Magnesium-Gehäuse ist solide, griffig und fühlt sich sehr wertig an. Ich hatte vorher noch keine Kamera in der Hand, die sich so gut anfühlt. Auch die X-T2 konnte mir dieses haptische Gefühl nicht vermitteln.
Neben allerlei Knöpfe bietet die X-Pro2 auch den sehr praktischen Joystick, den man z.B. zum verschieben des Fokuspunktes benutzen kann. Sehr praktisch.
Ansonsten hat die Kamera auch zwei (!) Kartenslots integriert, von denen der erste sogar UHS-II unterstützt. Ich selbst beschreibe eine Karte mit RAW-Dateien und die zweite mit den JPGs. Ich verwende zwei SD-Karten von Sandisk (Extreme Pro 32GB), womit ich sehr zufrieden bin.
Das einzige, was mir am Gehäuse nicht so gefällt, sind das Drehrad der Belichtungskorrektur rechts und das Dioptrie-Rad links. Diese beiden Räder können unbeabsichtigt zu leicht verdreht werden, z.B. beim Herausnehmen oder Verstauen der Kamera in einer Tasche. So ist es mir mehrmals passiert, dass ich dachte, „wieso stellt die Kamera denn nicht scharf?!“, weil das Dioptrie-Rad verdreht war.
Die Filmsimulationen
Eine Besonderheit der Fujifilm-Kameras sind sicherlich die hochgelobten Filmsimulationen. Wie der Firmenname Fujifilm schon erkennen lässt, sind ihre Wurzeln in der Produktion von Analogfilmen zu finden. Bereits damals waren sie bekannt für außerordentlich gute Filme, mit einem speziellen und unverkennbaren Look. Diesen Look bilden die Filmsimulationen kameraintern über den RAW-Konverter nach. Man kann also bereits beim Fotografieren auf eine der Filmsimulationen zurückgreifen oder diese nachträglich mit der RAW-Datei von der Kamera erzeugen lassen.
Ich kenne diverse Presets bzw. Darktablestyles, die versuchen den Fujilook zu erzeugen. Keines davon schafft es wirklich diesen speziellen Look so zu liefern, wie es eine Fujifilm Kamera schafft.
Mir selbst gefallen v.a. ASTIA, Classic Chrome und ACROS. Die beiden ersten habe ich etwas angepasst – denn auch die Simulationen lassen sich z.B. durch Anpassen der Schatten, Lichter oder der Schärfe individualisieren, ohne den ursprünglichen Look zu verlieren.
Die Resultate sind so gut, dass man die Bilder kaum mehr bearbeiten muss. Mit der X-Pro2 habe ich auf meiner Thassos-Reise zwar RAW und JPG fotografiert, aber danach lediglich die JPGs benutzt.
Wieso also überhaupt noch RAW schießen? Weil man eine RAW in jede Simulation konvertieren lassen kann, mehrmals, so oft man will. Vielleicht sieht ein Bild schwarzweiß auch gut aus? Kein Problem dies nachträglich mit ACROS zu erzeugen.
Das Kit-Objektiv
Man liest öfters, dass Fujifilm die besten Kit-Objektive hat. Dies kann ich durchaus unterstreichen, denn man bekommt im Kit bei der X-Pro2 eine staub-und spritzwassergeschützte Festbrennweite der Extraklasse: Das Fujinon XF35 F2 R WR, das regulär bereits knapp 500€ kostet.
Das Objektiv ist kompakt, extrem wertig verarbeitet und in seiner Abbildungsleistung und Schärfe einfach nur genial. Das einzige, was mir nicht gefiel, war die Kunstoff-Gegenlichtblende. Diese habe ich gegen die Metallversion LH-XF35-2 getauscht – sieht höllisch gut aus (siehe Bild ganz oben), passt perfekt und ist mit 60€ unverschämt teuer. Wer nicht soviel für das Original ausgeben will, findet mit rund 50% weniger bei JJC eine günstige Alternative.
Fazit
Für mich ist die X-Pro2 die perfekte Reisekamera. Klein, leicht, kompakt und trotzdem eine grandiose Bildqualität auf Vollformat-Niveau. Hinzu kommt das unauffällige Retro-Design und der fantastische Multihybridsucher.
Die Filmsimulationen liefern tolle Ergebnisse, die es mir ermöglichen nicht mehr jedes Bild nachträglich bearbeiten zu müssen. Klar, auch jetzt beschneide ich die Fotos und korrigiere evtl. Helligkeit etc., trotzdem bin ich bei meinem Workflow deutlich schneller.
Auf meiner Thassos-Reise hatte ich sowohl die X-Pro2, als auch die D7100 mit dem Sigma 17-50 dabei. Dies lag v.a. an der Tatsache, dass ich bis jetzt nur die 35mm Festbrennweite an der Fuji habe, was natürlich nicht ausreichend ist für die Reisefotografie. Wenn ich ehrlich bin, fühlte sich die (ansonten wirklich gute) D7100 bei jedem Einsatz altbacken an. Das Gewicht und die klobigen Ausmaße, aber auch das Fotografieren mit Spiegel.
Früher dachte ich, das Non-Plus-Ultra sei eine DSLR. Heute kann ich jedem ambitionierten (Reise-)Fotografen nur wärmstens eine DSLM ans Herz legen – am besten aus dem Hause Fujifilm ;-)
Ausblick
Den Einstieg zum Umstieg habe ich mit der Anschaffung der X-Pro2 und des XF35 F2 R WR getan, allerdings fehlen mir noch ein paar Objektive, damit ich ich zukünftig meine Reisen ausschließlich mit der Fuji bestreiten kann:
- Für Weitwinkelaufnahmen in engen Gassen oder für Landschaften: Das Fujinon XF10-24 F4 R OIS
- Die beiden Festbrennweiten XF23 F2 R WR und XF50 F2 R WR um das „Fujicron-Ensemble“ zu komplettieren.
- Ein Tele-Objektiv für die Wildlife-Fotografie: Entweder das XF50-140 F2.8 R LM OIS WR mit zusätzlichem Tele-Konverter XF1.4X TC WR (bzw. als KIT) oder gleich das XF100-400mm F4.5-5.6 R LM OIS WR mit Telekonverter oder besser gleich als KIT.
Ihr fotografiert auch mit Fujifilm oder interessiert euch für das X-System? Dann schreibt doch einen Kommentar, ich freue mich!
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1 Kommentar
Gratuliere Dir und beneide dich auch ein bisschen.
Als ich meine erste Kamera mir zulegte, war deie Bedingung ein Klappsdiesplay, den hatte damals (20012) nur Sony. Dann legt man sich Objektive zu und ist ohne große finanzielle Einbuße auf dem Mount gebunden.
Der Body bekam dann noch ein Update und nun bin ich zur Alpha 72 II gelangt.
Mit dem Focus bin ich voll zufrieden.
Ein Tipp für die Themen:
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