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Als Passauer ist man es gewöhnt, dass bei gutem Wetter immer mal wieder Heißluftballons mehr oder weniger hoch über einen hinwegziehen. V.a., aber nicht nur, für Kinder ist es immer wieder faszinierend, wenn diese fast lautlosen Luftgefährte in die Ferne entschwinden. Wieso es ausgerechnet in und um Passau mehrere Unternehmen gibt, die Ballonfahrten anbieten, liegt wohl an der besonderen geographischen Lage und den reizvollen Perspektiven, die sich aus der Vogelperspektive bieten: Die Stadt Passau liegt eingebettet in hügeliger Landschaft direkt am Zusammenfluss der drei Flüsse Donau, Inn und Ilz. Daher auch der wohlklingende Beiname Dreiflüssestadt.

Vor zwei Jahren wurde mir ganz unerwartet ein Gutschein von Bayernhimmel für eine solche Ballonfahrt zum Geburtstag geschenkt. Leider lag dieser Gutschein unangetastet die letzten beiden Jahre in der Schublade, irgendwie konnte ich mich nicht aufraffen, die Ballonfahrt anzugreifen. Bis Mitte Juni 2024, als mir der Gutschein wieder unterkam und ich mich kurzerhand für die nächste Fahrt einplanen lies. Ja, Planung ist bei Ballonfahrten ein wichtiger Punkt: Fahrten finden aufgrund der Thermik nur frühmorgens (kurz nach Sonnenaufgang) und abends (kurz vor Sonnenuntergang) statt und das auch nur, wenn das Wetter mitspielt: Wind, Regen, Gewitter – alles Dinge, die man beim Ballonfahren v.a. aus Sicherheitsgründen nicht haben möchte.

Start zum Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang

Sonnenaufgang und Sonnenuntergang – könnte einem aus fotografischer Sicht doch nichts besseres passieren, oder? Kurzerhand entschloss ich mich für den Morgentermin an einem Samstag, Treffpunkt 06:00 Uhr am Thingplatz direkt neben der Veste Oberhaus. Dieser Platz liegt auf dem Rücken des Georgsbergs und ist damit ein idealer Startplatz hoch über der Donau (und der Ilz). Und ich hatte Glück: Das Wetter war perfekt, die Windrichtung wurde für Nordwest vorhergesagt, was eine interessante Fahrtrichtung versprach: Viele der Ballons, die man sieht, fahren eher donauabwärts Richtung Österreich. So ist jede Ballonfahrt mit der Überraschung verbunden, wo einem der Wind hinbringen mag, denn ein Ballon lässt sich nur bedingt steuern. Über die Windrichtungen in verschiedenen Höhen lässt sich die Gesamtroute durch den Piloten zwar grob steuern, aber am Ende ist man den Launen der Natur ausgeliefert.

Gerade diese archaische Unvorhersehbarkeit macht auch den Reiz des Ballonfahrens in einer hochtechnisierten und kontrollierten Welt aus: Mit Propangas erhitzte Luft, lässt einen riesigen Ballon mit einem Weidenkorb in den Himmel steigen. Gesteuert wird grob mit dem Wind. Lautlos schwebt man durch die Landschaft auf Höhen bis zu 3.000m, um irgendwann wieder Richtung Boden zu sinken, auf der Suche nach einem geeigneten Landeplatz.

In 30 Minuten startklar

Ballonfahren ist auch eine Gemeinschaftsaktion, zumindest wenn es um Auf- und Abbau des Ballons geht. Unter fachkundiger Anweisung des Piloten und seines Begleiters (Begleitfahrer, der den Ballon und die Gäste nach der Landung wieder aufliest) wird die Hülle ausgerollt und aufgehalten, damit zuerst mit einem großen Gebläse Luft in die Hülle geblasen werden kann. Danach wird mit dem Gasbrenner die erste heiße Luft in den noch liegenden Ballon gestoßen: Die Hülle bläht sich kontinuierlich auf, bis sich der Ballon schließlich komplett aufrichtet. Das Ganze dauert ca. 30 Minuten, bis wir 6 Passagiere und der Pilot startklar sind.

Lautlos in den Himmel gleiten

Sobald genug heiße Luft im Ballon und mehr Auftriebskraft als Gewichtskraft vorhanden ist, entschwebt man lautlos in den Himmel – bis auf die Geräusche des Brenners, der mittels Propangas Nachschub an heißer Luft liefert. Genau dieses „Entgleiten“ macht Ballonfahren so besonders und man versteht es erst, wenn man es selbst erlebt hat: Man spürt keine Beschleunigung, wie bei einem Flugzeugstart, man gewinnt lediglich kontinuierlich Höhe und steht staunend am Rand des Korbes während die Welt unter einem immer kleiner wird.

So nimmt uns kurz nach dem Abheben schließlich die Luftströmung donauauffwärts mit und führt uns bis vor die Autobahnbrücke der A3 auf Höhe Patriching. Mittlerweile haben wir gut 2200m Höhe erreicht. Die Sonne steht noch tief, Gebäude und Bäume werfen lange Schatten in die sommerliche Morgenlandschaft. Wir fahren jetzt mit etwa 30km/h Richtung Osten, man merkt keinen Wind, auch ist es an diesem Sommermorgen alles andere als kalt. Wir schweben über die heimatlichen Landschaften, während der Pilot uns viele Dinge erklärt und beim Identifizieren von Ortschaften hilft.

Sanfte Landung direkt auf einer kleinen Nebenstraße

Wir überqueren die Ilz und den Stausee Oberilzmühle. Wir sehen die Ilzschleife nahe Hals bei Passau und in weiter Ferne das Donautal über dem noch leichter Nebel hängt. Häuser, Autos und Bäume wirken wir Spielzeug. Auch wenn man dies aus dem Flugzeug kennt, ist es doch anders: Man blickt durch keine Scheibe, sondern hat direkte Sicht in alle Richtungen. Nach etwa eineinhalb Stunden leitet der Pilot die Landung ein bzw. sucht nach einem geeigneten Fleck, um den Ballon und die Passagiere sicher zurück zum Boden zu bringen. Je später der Vormittag und je wärmer die Temperaturen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit von Luftströmungen in Bodennähe: Das kann eine Landung gefährlich machen, da der Korb dann mehrmals aufsetzt, bevor der Ballon zum stehen kommt. Wir hatten jedoch Glück, das Wetter und der Wind waren so optimal, dass unser Pilot gezielt nach einem sanftem „Landeanflug“ über eine Wiese, den Korb direkt auf eine kleine Seitenstraße setzen konnte.

Nachdem wir der Reihe nach ausgestiegen waren, wurde die restliche heiße Luft genutzt, um den Korb gleich auf den Anhänger des Begleitfahrzeuges zu hieven. Als der Korb abgesetzt war, wurde die heiße Luft abgelassen und die Ballonhülle auf der Wiese kontrolliert abgelegt. Jetzt hieß es wieder zusammenhelfen: Die Ballonhülle falten, in die Transporttasche und auf den Anhänger zum Korb verfrachten. Die gut 250kg sind mit 8 Personen aber ein Kinderspiel.

Nachdem alles verstaut war, machten wir uns auf den Rückweg zum Startplatz: Nach etwa 4 Stunden war dieses tolle Erlebnis mit der abschließenden Ballontaufe auch schon wieder vorbei.

Ballonfahren, nicht Ballonfliegen!

Zum Schluss sei nochmal erwähnt, dass man mit einem Ballon fährt und nicht fliegt. „Ballonfliegen“, ein absoluter Fauxpas unter Ballonfahrern: Denn Gefährte die leichter sind als Luft fahren, während Flugzeuge, die schwerer sind als Luft, fliegen. So. Wäre das auch noch geklärt ;-)

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