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2020 wurde der älteste Nationalpark Deutschlands, der Nationalpark Bayerischer Wald, 50 Jahre alt. Ein besonderes Geburtstagsgeschenk zu diesem Jubiläum machte die Bayerische Staatsregierung: Die Erweiterung des Nationalparks in der Gegend um Finsterau. Eine landschaftliche Perle an der östlichen Grenze zum tschechischen Nationalpark Šumava. Abwechslungsreiche Landschaften, mit Wald, Bächen und Klausen und einem Moor prägen dieses Gebiet. Dazu noch fast menschenleer. Nur wenige Wanderer verirren sich in diese Gegend, was die Attraktivität nochmal steigert. Wilde Natur und absolute Ruhe genießen? Das ist hier noch möglich!

Finstrerau – Start der Wanderung

Über das Finsterauer Filz zur Reschbachklause

Wir starten in Finsterau, am Parkplatz des Langlaufzentrums (ganzjährig 6€/Tag – Stand 07/2024), da momentan der Wanderparklatz und das neue Infozentrum am Wistlberg noch geschlossen haben. Aber selbst wenn dort die kostenlosen Parkmöglichkeiten wieder vorhanden sind, ist das Langlaufzentrum aufgrund seiner üppigen Platzverhältnisse eine gute Ausweichoption.

Aussichtsplattform im Finsterauer Filz

Der erste Wegeabschnitt führt uns also vom Parkplatz über die Langlaufeinrichtungen Richtung Finsterauer Filz, einem im Renaturierungsprozess befindlichen Hochmoor, das mit der Nationalparkerweiterung selbigem zugeschlagen wurde. Ein 2023 neu errichteter, barrierefreier Holzbohlenweg mit einer Aussichtsplattform führen den Wanderer durch das Moor. Durch mehrere Schau- und Informationstafeln erhält man interessante Einblicke in diesen besonderen Lebensraum für eine stark spezialisierte Tier- und Pflanzenwelt. Gleichzeitig leitet der Bohlenweg an, das Wegegebot einzuhalten und die empfindliche Pflanzenwelt des Hochmoores nicht zu zertrampeln. Wie gut oder schlecht das Finterauer Filz mit dem Klimawandel klarkommen wird, muss sich zeigen. Letztes Jahr war es deutlich trockener, während es 2024 durch den vielen Regen viel grüner und frischer aussah. Am Ende des Holzweges führen uns Wegweiser – wir folgen der „Wasseramsel“ – Richtung Buchwaldstraße (darf unter Tags nicht befahren werden), die wir sogleich überqueren und in den gegenüberliegenden Wald wandern. Dunkler, fast mystischer Wald empfängt uns, ein kleiner Bach begleitet uns zur Rechten. Wir folgen dem schmalen Weg bis das Rauschen eines großen Baches immer lauter wird und wir die sogenannte Alte Klause erreichen – ein aufgelassenes Staubecken zur Holzdrift, von dem nur noch Überreste erkennbar sind.

Reschbach und Abzweigung Schwellgraben

An der Alten Klause folgen wir der Beschilderung nach rechts, entlang am Reschbach hinauf zur Rechbachklause. Ein steiniger, schmaler Weg, eingesäumt von starkem Bewuchs mit Fichten und Buchen sowie Heidelbeersträuchern. Nach etwa einem Kilometer und 100 Höhenmeter erreichen wir den Anschluss des Schwellgrabens an den Reschbach und das Reschbachtal öffnet sich. Nach weiteren 700m sind wir auch schon am ersten Zwischenziel angelangt: Die gut erhaltene und recht große Reschbachklause (erbaut 1860). Klausen sind künstliche Stauseen, die für die Holzdrift in vergangenen Zeiten unverzichtbar waren. Die Reschbachklause ist die größte ihrer Art im Bayerischen Wald und wird als Kulturdenkmal erhalten. Heute ist sie ein beliebtes Ziel für Wanderer und Mountainbiker – auch ein Radweg führt hier her. Nach etwas 1,5 Stunden Wanderung nutzen wir den Tisch und die Bänke an der Klause für eine Pause und Brotzeit, bevor es zum höchsten Punkt der Wanderung geht: Dem Siebensteinkopf.

Von der Reschbachklause zum Siebensteinkopf

Vorbei an der Infotafel zur Reschbachklause führt uns der Weg Richtung Nordosten gen Siebensteinkopf. Der vom Regen ausgewaschene steinige Wanderweg erfordert genaues Hinsehen und ein Mindestmaß an Trittsicherheit. Wir laufen durch relativ offenes Gelände mit vielen Beerensträuchern, und jungen Bäumen – der Fichtenbestand wurde in den 90er Jahren wie überall im Bayerischen Wald vom Borkenkäfer massiv dezimiert. Bevor wir nach rechts Richtung Siebensteinkopf abbiegen erreichen wir nach etwa einem Kilometer den Grenzstein zu Tschechien. Früher verlief hier die hermetisch abgeriegelte Grenze zum Ostblock, heute weisen nur ein paar Pfosten und ein „Landesgrenze„-Schild darauf hin. 500m noch zu unserem höchsten Zwischenziel an diesem Tag: Der Siebensteinkopf mit einer Höhe von 1263m. Der Gipfel mit dem hölzernen Gipfelkreuz ist zwar mangels Aussicht (Bäume und Sträucher) etwas unspektakulär, allerdings ist der Weg zum und nach dem Gipfel umso idyllischer. Der Siebensteinkopf hat seinen Namen übrigens von den sieben Felsen unterhalb des Gipfels (nachgezählt habe ich allerdings nicht ;-) ).

Vom Siebensteinkopf an die Grenze zu Tschechien und zum Teufelswerk

Der Weg hinab vom Gipfel des Siebensteinkopfs ist ein landschaftlicher Augenschmaus. Schmale Pfade führen den Wanderer durch dichten Bewuchs teilweise über Felsstufen hinab. Nach etwas 600m erreicht man eine Weggabelung: Nach links geht es Richtung Tschechien weiter, nach rechts geht man Richtung Reschbachtal. Wir gehen diesmal nach links und freuen uns über eine Landschaft, als würde man irgendwo in den Weiten Canadas unterwegs sein – jedenfalls Stelle ich es mir mangels Erfahrung so vor: So weit das Auge reicht nur sanfte Hügel und Wald. Ganz in der Ferne vermag man kleine Ansiedlungen zu erkennen. Hier merkt man heute noch die Vergangenheit mit geschlossenen Grenzen und abgeschotteten Landstrichen. Kein Mensch konnte im Grenzbereich Dörfer gründen oder weiter bewirtschaften, hier war mehr oder weniger gewolltes Niemandsland. Knapp einen Kilometer laufen wir durch Wiesenlandschaften mit vereinzeltem Baumbewuchs. Hier muss sich der Wald erst wieder erholen – was uns aber herrliche Ausblicke ermöglicht. Wir halten links auf die Buchwaldstraße und folgen der Asphaltstraße für 200m fast bis zur tschechischen Grenze, biegen vorher aber nach rechts in den Forstweg ein, der im Winter als Buchwaldloipe genutzt wird. 700m geht es über diesen Schotterweg, bis wir endlich den Teufelsbach erreichen und neben ihm hinunter in den Wald Richtung Teufelswerk gehen. Das Teufelswerk oder auch die Teufelsbachklause kann man nur von der Ferne betrachten, der direkte Zugang ist aus Sicherheitsgründen abgesperrt.

Vom Teufelswerk zurück nach Finsterau

Ein Großteil unserer Tour – etwa 7,5km – liegt nun hinter uns. Den ersten Teil, ca. 1km der verbliebenen 2,5km gehen wir entlang des Schwellgrabens Richtung Westen durch dichten Wald, bis wir auf die im Sommer als Radweg genutzte Loipe stoßen. Hier bleiben wir für ca. 700m, bis wir wieder auf den Bohlenweg des Finsterauer Filz einbiegen und unserer Schlussetappe in Angriff nehmen. Noch einmal durch dieses wundervolle Biotop und einen weiteren guten Kilometer und wird sind nach 10km und ca. 4,5h inkl. Pausen wieder am Parkplatz angelangt.

Wer landschaftliche Abwechslung sucht und den Menschenmassen aus dem Weg gehen möchte, dem sei diese Wanderung wärmstens ans Herz gelegt! Auch mit Kindern ist diese Wanderung gut machtbar!

Meine Tourdaten auf Komoot

Der Nationalpark Bayerischer Wald

Der Nationalpark Bayerischer Wald, gegründet 1970, ist Deutschlands erster Nationalpark und bekannt für sein Motto „Natur Natur sein lassen„, wodurch sich ungestörte Urwälder entwickeln können. Er schützt eine vielfältige Flora und Fauna, einschließlich seltener Arten wie dem Luchs und dem Auerhahn, und fördert die natürliche Waldentwicklung durch das Vorhandensein von Totholz und unberührten Lebensräumen. Der Park bietet ein umfangreiches Netz an Wander- und Radwegen sowie Umweltbildungsprogramme und Forschungsprojekte, die das Bewusstsein für Naturschutz stärken. Durch die Zusammenarbeit mit dem benachbarten Nationalpark Šumava in Tschechien trägt er zu einem grenzüberschreitenden Schutz großer zusammenhängender Ökosysteme bei.

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