Nach unserem Ausflug zum Dreisessel musste endlich mal wieder eine längere Wanderung im Bayerischen Wald sein. Als Wanderziel haben wir uns den Lusen ausgesucht, der mit seinem charakteristischen Gipfel (Granit-Felsbrocken) immer eine Wanderung wert ist. Nachdem ich schon mehrmals auf dem Lusen war, sind mir die Wege zwar durchaus bekannt, jedoch wollte ich dieses mal von Standardroute etwas abweichen und habe mich dazu im Internet etwas informiert.
Auf der Seite des Nationalparkes Bayerischer Wald gibt es viele Informationen. Dazu eben auch Routenvorschläge für den Lusen, die man hier abrufen kann. Ganz unten auf der Seite ist ein Link zu einem sehr guten Faltblatt, das man sich ausdrucken und mitnehmen kann.
Unsere Wanderung orientierte sich an diesem Faltblatt, im Endeffekt habe ich mehrere Routenvorschläge zu einer großen Runde kombiniert: Rundweg Zaunkönig bis zur Martinsklause, Wanderlinie Ranne über Teufelsloch, Glasarche und Himmelsleiter zum Gipfel, Rückweg über Winterweg (Luchs) zum Lusenparkplatz und von dort über den Arche-Pfad zurück zum Parkplatz in Waldhäuser.
Los geht es mit der Wanderung am ersten Parkplatz nach der Linkskurve in Waldhäuser. Hier gibt es mehr als genügend kostenlose Parkplätze. Von hier aus geht an die Straße weiter bergauf bis zum Feuerwehrhaus, das in einer scharfen Rechtskurve liegt. Gleich links neben dem Feuerwehrhaus beginnt der Wanderweg „Zaunkönig„, ein gut begehbarer Wanderweg, ohne großartige Steigung, der z.B. auch mit dem Kinderwagen befahrbar ist (der komplette Rundweg Zaunkönig ist so beschaffen).
Auf etwa der Hälfte des Zaunkönig-Rundweges verlässt man selbigen und folgt dem Schild zur Martinsklause. Die Martinsklause ist ein künstlicher kleiner Stausee bzw. ein Stauwehr, das früher dazu benötigt wurde, um das Holz abzutransportieren, das im Winter geschlagen und gelagert wurde. Im Frühjar, wenn sowieso schon durch die Schneeschmelze viel Wasser in den Bächen war, wurde der Staussee abgelassen, um eine Flut zu erzeugen, mit Hilfe derer man die Baumstämme über die Ohe zur Ilz bis nach Passau triften konnte. Die Martinsklause ist auch heute noch in gutem Zustand, da man sie als Kulturgut erhält (wie andere Klausen übrigens auch).
Am kleinen Stausee legen wir die erste Rast ein und genießen die Stille, da sich während unserer Verweildauer kein einziger anderer Wanderer hier her „verirrt“ hat.
Nach der kurzen Pause geht es nach rechts auf dem Weg zum Teufelsloch weiter. Der Weg führt über teils steile Felstreppen den Hang hinauf und der Eindruck entsteht, dass hier wirklich nur selten Wanderer unterwegs sind – zumindest in der Weg teilweise sehr eingewachsen und weitere Wanderer waren weit und breit nicht zu sehen. Ist am am höchsten Punkt dieses Abschnitts angelangt, gabelt sich der Weg weiter zum Teufelsloch oder zum Nachbarberg Rachel.
Der weitere Pfad führt uns also weiter zum Teufelsloch, einer engen Schlucht, die übersät ist mit Granitblöcken unter denen ein unterirdischer Bach fließt. Viele Fichten sind durch einen Sturm abgebrochen worden und verleihen der Schlucht ein besonderes Aussehen. In früheren Tagen dachte man, in dieser Schlucht würde ein Ungeheuer hausen, wenn nicht sogar der Satan selbst. Bauern berichteten davon, dass sie auf ihrem Weg durch die Schlucht mit glühenden Tannenzapfen beworfen wurden und sie abscheuliches Geschrei hörten. Also vielleicht doch etwas schnelleren Schrittes das Teufelsloch durchwandern, wer weiß was sonst passiert ;-)
Nachdem wir das Teufelsloch durchwandert hatten, geht es stetig bergauf Richtung Lusen. Bevor man allerdings den Sommerweg erreicht, kann man sich noch auf einem Aussichtspunkt einen Eindruck darüber verschaffen, wie sich der Wald in den letzten Jahren regeneriert hat. Im Bayerischen Wald ist in den 90er Jahren auf einer unvorstellbar großen Fläche der Wald durch Borkenkäferbefall abgestorben. Man entschied sich dazu die Natur sich selbst zu überlassen und nicht einzugreifen (z.B. durch Rodung). Dies hatte zur Folge, dass lange Jahre nur noch graue abgestorbene Baumstämme in der Gegend rumstanden und sich erst langsam ein neuer Wald entwickelte. Mittlerweile kann man aber sehr eindrucksvoll sehen, wie hoch die neuen Fichten bereits sind und wie wenig „Aussicht“ man auf dem Aussichtspunkt noch hat. Früher konnte man kilometerweit sehen, heute ist schon nach ein paar Metern Schluss, da die Fichten bereits wieder eine stattliche Größe erreicht haben. Und dies ist wirklich eine toller Anblick ;-)
Weiter geht es über Holzbohlen Richtung Sommerweg (übrigens liegen hier Holzbohlen, da es dieses Gebiet von Hochmooren durchzogen ist und man sonst einsinken würde). Bevor man sich jedoch auf den Pfad zum Gipfel begibt, sollte man unbedingt noch die Glasarche etwas genauer bestaunen. Ein Kunstobjekt, dass 2003 seine Reise am Lusen startete und unter Protest 2008 wieder hier aufgestellt wurde (viele Beteiligte und Menschen der Region wollten die Glasarche lieber an ihrem letzten Standort, dem Glasmuseum in Frauenau sehen). Ein Klick auf den obigen Link erläutert die Geschichte hinter der Glasarche, sehr lesenswert.
Der Sommerweg ist bist zur Himmelsleiter ein recht einfacher Weg, ohne große Steigungen und Unwegsamkeiten. Wegen der steigenden Höhenlage wachsen die neuen Fichten nur langsam nach, weshalb man fast immer in der Sonne wandert. Hier ist Vorsicht geboten, denn wegen der kühlen Luft bekommt man sehr schnell einen Sonnenbrand, ohne es zu merken ;-)
Die Himmelsleiter an sich ist dann schon etwas schwieriger zu gehen, da sie eine mehr oder weniger natürliche Steintreppe zum Gipfel ist. Festes Schuhwerk ist hier wirklich unerlässlich! Die Himmelsleiter sollte man nicht nur einfach so hochstürmen, sie lädt zum Verweilen und Zurückblicken ein. Dreht man sich um, wird man von diesem gigantischen Ausblick gefesselt und man schweift mit dem Blick über die Ferne.
Kurz vor dem Gipfel geht der Weg in ein Granitmeer über, denn hier wachsen keine Bäume mehr und das für den Lusen charakteristische Felsblockmeer erhebt sich auf 1373m. Der Sage nach hat der Teufel selbst diese Granitblöcke angesammelt und über seinen dort versteckten Goldschatz geschüttet. Heute weiß man, dass dieses Blockmeer am Grenzkamm zwischen Bayern und Böhmen durch eiszeitliche Erosion, vor allem durch Frostverwitterung in der Quartärzeit, entstanden ist. Faszinierend und einzigartig ist dieser Gipfel, das steht fest.
Bei einer Rast auf dem Gipfel genießen wir den herrlichen Ausblick, bevor wir uns zum Lusenschutzhaus begeben, um uns ein kühles Bier zu genehmigen (natürlich gibt es hier auch leckere bayerische Schmankerl).
Der Rückweg nach Waldhäuser führt uns über den Winterweg, der östlich des Lusens Richtung Tal führt und auch tolle Winterwanderungen zum Lusen ermöglicht. Dieser Weg führt weniger steil bergab und ist im unteren Drittel stärker bewaldet und damit schattiger. Am Ende des Winterweges befindet man sich am Lusenparkplatz, von wo aus man man entweder mit einem der Igelbusse zurück nach Waldhäuser fahren kann, oder man nimmt den Wanderweg „Arche-Pfad„. Wir haben uns für letzteres entschieden und marschierten den Weg nach Waldhäuser über den sehr bewaldeten Arche-Pfad. Ein wirklich toller Weg, auf dem keine Menschenseele unterwegs war und geprägt ist, von großen Laubbäumen und Fichten, aber auch von riesigen Felsen, die wirken, als hätte sie jemand „hingeworfen“.
Nach etwa 5,5 Stunden abwechslungsreicher Wanderung erreicht man wieder den Parkplatz in Waldhäuser.
Viele weitere Fotos findet ihr im Album Lusen im Bayerischen Wald!
2 Kommentare
Hallo Andreas,
also ich muß schon sagen: „Hut ab“
Sehr schöne Homepage hast Du da, mit vielen interessanten Informationen. Diese HP macht auf jeden Fall Lust, öfters mal hier vorbei zu schauen.
Mach weiter so!
VG Rossi
Vielen Dank Rossi! freut mich, dass dir meine Seite gefällt :-)
Oft sehr technisch hier, aber manchmal gehts eben auch um Reisen und dergleichen. Vorbeischauen lohnt sich also sicher :-)
Schöne Grüße
Andreas