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Rundreise Mexiko – Von Cancun bis Mexico City
Dieser Reisebericht dreht sich um eine ganz besondere Reise, nicht nur wegen dem Ziel Mexiko, sondern vielmehr wegen dem Anlass: Unsere Hochzeitsreise vom 12.06.2014 bis 25.06.2014.
Naja OK, das Ziel war ist auch etwas besonders, weil wir uns auf eine Rundreise quer durch Mexiko begeben haben. Gestartet sind wir dabei in Cancun, von wo es mit dem Kleinbus über viele Stationen bis nach Tuxtla Gutiérrez ging und dann per Inlandsflug weiter in eine der faszinierendsten Metropolen der Welt: Ciudad de Méxiko – Mexico City. Von dort flogen wir zu einem abschließenden Badeaufenthalt zurück nach Cancun, um noch ein paar Tage an der Karibik, der Rivera Maya zu verbringen.
Aber der Reihe nach …
Anreise
Wie bereits zwei Jahre zuvor flogen wir auch diesmal von Frankfurt am Main mit Condor nach Cancun/Mexiko. Die Flugzeit betrug etwa 11,5 Stunden, wobei wir bei einer Abflugzeit von 12:20 Uhr durch den Tagflug und der Zeitverschiebung von 7 Stunden um ca. 17:20 Uhr Ortszeit gelandet sind. Der Transfer in unser Hotel war relativ kurz, da wir die Übernachtung vor der Rundreise direkt in Cancun gebucht hatten – im RIU Caribe (Holidaycheck/Tripadvisor). Das Hotel selbst hat leider einen Betonbunker-Charme, auch wenn soweit alles OK war – für einen längeren Aufenthalt würde ich aber etwas anderes wählen.
Um den Jetlag zu kompensieren ist es übrigens immer ratsam der eigenen Müdigkeit nicht nachzugeben und erst zu einer Uhrzeit ins Bett zu gehen, wann man es daheim auch machen würde.
Gebucht haben wir die Rundreise übrigens bei TUI mit dem etwas langweiligen Titel „klassische Rundreise Mexiko„. Garantierte Durchführung ab 2 Personen, was darin resultierte, dass wir nur 2 Pärchen, der Guide und der Fahrer wäre. Eine kleinere Gruppe und eine persönlichere Betreuung geht wohl kaum. Vier Touris und der Guide fallen am Ende halt doch nicht so auf, als größere Touristengruppen.
1. Tag der Rundreise – von Cancun über Chichén Itzá nach Mérida
Um 08:00 Uhr morgens ging es also los mit unserem Abenteuer: Der Guide (ein ausgewanderter Deutscher) und der Fahrer (ein Einheimischer) nahmen uns mit ihrem Mercedes Kleinbus in Empfang. Gepäck verstaut, Plätze eingenommen (bei vier Personen nahezu freie Auswahl ;-) ) und schon ging es los Richtung Chichén Itzá, unserem ersten Ziel. Von Cancun sind es gut 200km über das flache Land von Yucatan – Erhebungen oder gar Hügel sind hier Fehlanzeige. Eine faszinierende Landschaft.
Chichén Itzá
Nach der Ankunft in der Ruinenstadt Chichén Itzá, die wir über einen Seiteneingang betraten und nicht dort, wo großen Gruppen hineingehen, besichtigten wir zuerst den südlichen Teil mit Nonnenkloster (s. Übersichtskarte: Edificio de las Monjas), Akab Dzib und Caracol.
Hier bekommt man bereits einen ersten Eindruck von der Baukunst der Maya und ihrem unbegreiflichen Wissen. Auch wenn wir bereits zum zweiten Mal hier waren, faszinierte es uns auf’s Neue. Vorbei an kleineren Plattformen ging es Richtung Norden zum Tempel, der Chichén Itzá sein Gesicht gibt: Die Kukulkán Pyramide. Das 30m hohe Bauwerk durfte früher noch bestiegen werden. Nach dem der ein oder andere Tourist aber von der Steilen Treppe stürzte und es dem Tempel sowieso nicht zuträglich war, wenn sich Touristenmassen rauf und runter wälzen, ist das Besteigen seit einigen Jahren untersagt. Zwei mal im Jahr spielt sich hier ein Schauspiel ab, das viele Touristen anlockt: Zur Tagundnachtgleiche versinkt eine Seite der Pyramide im Schatten. Es werden nur noch die großen Treppen angestrahlt, auf die sich der Schatten der Pyramidenstufen legt. Der gezackte Schatten trifft sich am Treppenende mit dem Schlangenkopf, es entsteht der Eindruck, als würde sich die gefiederte Schlange (Kukulkán vgl. Quetzalcoatl) die Treppe hinunter winden.
Östlich der Pyramide befindet sich der Kriegertempel (Templo de los Guerreros) und die Gruppe der tausend Säulen. Geht man in westliche Richtung erreicht man den großen Ballspielplatz. Dieser ist nicht nur wegen seiner Dimensionen einmalig (einer der größten Ballspielplätze in der Mayakultur), sondern auch wegen seiner auf beiden Seiten angebrachten Reliefs, die die Zeremonie des Spiel darstellen. Zentral ist das Relief, das zeigt, wie der Anführer der Verlierermannschaft geköpft wird und Blut in Form von Schlangen aus seinem Nacken spritzt. Der Sieger auf der linken Seite hält seinen Kopf. Eine befremdliche und brutale Zeremonie.
Verlässt man den Ballspielplatz und geht bei der Pyramide nach Norden, erreicht man nach ein paar Minuten Fußweg die heilige Cenote (Cenote Sagrado). Der natürliche Brunnen der Stadt, sowie Ritualort der Einwohner. Diese Cenote gibt der Stadt übrigens seinen Namen: Chichén (Brunnen) Itzá, heißt soviel wie „am Brunnen der Itzá“ .
Fotomotive findet man in Chichén Itzá zu Hauf. Vielleicht versucht ihr mal die Perspektive zu ändern und nicht (nur) die Tempel-Frontal-Fotos zu schießen, wie es sie bereits tausendfach im Internet gibt. Vielleicht einen Ast mit ins Bild integrieren oder zwei Bauwerke miteinander kombinieren.
Nachdem wir diesen wundervollen Ort wieder verlassen hatten, gab es einen Zwischenstopp für’s Mittagessen, bevor wir nach Mérida weiterfuhren.
Mérida
Mérida ist Hauptstadt des Bundesstaates Yucatán und zählt mit seinen über 770.000 Einwohnern zu den 15 größten Städten Mexikos. Im Ballungsraum um Mérida wohnen mehr als 1Mio Menschen, was man bei der Fahrt durch die Vororte auch merkt. Ein Haus nach dem anderem, bis man irgendwann das Zentrum erreicht und wir einen kurzen Stopp auf der Prachtstraße „Paseo de Montejo“ am Denkmal für das Vaterland (Monumento a la Patria) machten. Das Denkmal ist im Maya-Stil errichtet und beschreibt die Geschichte der Einheimischen im Wandel der Kolonialzeit.
In der Nähe des Monuments gibt es immer wieder „Sitzgelegenheiten für Verliebte“, d.h. man nimmt als Pärchen Platz und sitzt sich gegenüber in „verschlungenen Stühlen“. Witzig für das ein oder andere Foto, zumal es ja unsere Hochzeitsreise war:-)
Nach diesem kurzen Stopp ging es weiter in die Innenstadt, wo wir den Gouverneurspalast und die Fassade des „Casa de los Montejo“ am Plaza Grande besichtigten. Die abgebildeten Figuren zeigen die siegreichen Conquistadores auf den Köpfen der „Barbaren“ stehend. Ein Zeichen der Macht der Montejos zu Kolonialzeiten – heute eher befremdlich.
Im Anschluss ging es zu unserem Hotel „El Castellano“ . Ein gehobenes Stadthotel, mit einem tollen Ausblick, wenn man das Zimmer in einem der oberen Stockwerke hat.
Nach dem Check-In hatten wir kein Programm mehr und so gingen wir nach dem Frischmachen auf Erkundungstour durch Mérida, schlenderten über den großen Platz, schauten einer öffentlichen Veranstaltung zu und genehmigten uns ein Bier im „La Bierhaus“ – hier gibt es eine unbeschreiblich große Auswahl an nationalen und internationalen Bieren! :-)
Zum Abschluss des ersten Rundreise-Tages gönnten wir uns noch ein Abendessen im mexikanischen Restaurant Pancho’s (sehr empfehlenswert!).
2. Tag der Rundreise – von Mérida über Umán und Uxmal nach Campeche
Umán
Unweit von Mérida in 15km Entfernung liegt die kleine Stadt Umán. Wir machten hier einen kleinen Zwischenstopp, um die Markthallen zu besuchen. Der Guide erklärte uns die Gepflogenheiten und die verschiedenen Chilli-Sorten, die im Angebot waren. Spätestens hier zeigte sich, was es wert ist in so einer kleinen Gruppe zu reisen: Neben uns vier war kein einziger Tourist weit und breit. Ein Eintauchen in das tägliche Leben der Einheimischen ist somit viel eher möglich, als in großen Gruppen. Leider sprechen wir nur ein paar Worte Spanisch, was natürlich auf solchen Rundreisen äußerst schade ist. Auf dem Weg durch die Markthallen sehen wir Händler aller Art und nehmen
uns auch ein kleines Glas gemahlenen Chilli für die heimische Küche mit.
Vor der Weiterfahrt haben wir noch ein paar Minuten alleine und so besichtigen wir die örtliche Kathedrale – mit den blühenden Flamboyants im Vordergrund ein tolles Fotomotiv!
Uxmal
Die Ausgrabungsstätte Uxmal erreichen wir nach etwa einer Stunde und bewegen uns immer weiter weg von den typischen Touristenorten auf Yucatan. So sind wir die ersten und anfangs einzigen Touristen auf der gesamten Anlage. Uxmal ist einfach weniger bekannt als Chichén Itzá und v.a. nicht mehr per Tagesausflug zu erreichen. Ein unbeschreiblicher Eindruck diese alte Maya-Stadt – zumindest für die erste Stunde – komplett für sich allein zu haben (bzw. für 5 Leute ;-) ). Uxmal ist zwar von der Ausdehnung her nicht so groß wie Chichén Itzá, aber nicht minder beeindruckend. Man merkt, dass hier schön langsam die feuchtere Gegend beginnt, das Areal ist stark bewachsen und auch hügeliger, als man es vom völlig ebenen Yucatan kennt.
Vorbei an der Pyramide des Zauberers (Pirámide Adivinio) gehen wir zuerst auf die Anhöhe zum Gouverneurspalast. V.a. die stark verzierte Fassade ist sehr interessant und erstreckt sich auf die gesamte Breite von 100m. Vor dem Gouverneurspalast befindet sich eine kleine Plattform mit dem zweiköpfigen Jaguarthron – der Herrschersitz für den örtlichen Mayafürsten.
Im Schatten eines Baumes erzählte uns der Guide hier allerhand wissenswertes über Uxmal und die einzelnen Gebäude sowie die Legende die sich um die Stadt bzw. um die Pyramide des Zauberers rankt. Mehr dazu aber später.
Die Besichtigung ging für uns vier weiter, indem wir die Treppen zum Gouverneurspalast erklommen und die Fassade aus der Nähe in Augenschein nahmen. Allerdings passiert dabei etwas sehr blödes: Julia wurde von einem wild gewordenen Insekt, das aus einem Nest zwischen den Steinen kam, in den Hals gestochen. Der blutende (!) Stich ging mit starken Schmerzen einher, relativ schnell bildete sich eine Schwellung aus. Zu diesem Zeitpunkt wird einem klar, dass man eigentlich im Niemandsland unterwegs ist und es hier durchaus Gefahren gibt, die man daheim nicht kennt. Was wenn man auf dieses unbekannte Vieh allergisch reagiert? Der Schock saß tief und der Guide hatte auch nicht mehr auf Lager wie „wird wohl eine Tabano gewesen sein“ (Pferdebremse). Ich bin jetzt der Insektenkundler, aber nach meinem Kenntnisstand hausen Bremsen nicht in wespennestartigen Bauten ;-)
Gott sei Dank wurde die Schwellung nicht stärker und der Schmerz ließ nach einiger Zeit etwas nach. Übrigens fanden wir durch eine Internetrecherche erst später heraus, dass es sich bei diesem Insekt wohl um einen sogenannten Tarantula-Falken handelte. Der Name hört sich nicht nur furchteinflössend an, sondern auch die Tatsache, dass der Stich dieser Wespe auf dem Schmidt Sting Pain Index mit Stufe 4 als der zweitstärkste Schmerz beschrieben wird ist nicht gerade beruhigend: „Heftig, blendend, furchtbar elektrisch. Als ob jemand einen laufenden Haartrockner in dein Schaumbad fallen lässt.“ Um diese Erfahrung beneide ich meine Frau jedenfalls nicht.
Nach ein paar Minuten zum Verdauen des Schocks gingen wir weiter zur Großen Pyramide hinter dem Gouverneurspalast. Die Darstellungen von Papageien in der Fassade sind hier besonders zu erwähnen.
Nach dem Abstieg über die Treppe gingen wir duch ein bewaldetes Stück über den Ballspielplatz weiter zum Nonnenviereck (Cuadrángulo de las Monjas). Herausragend sind hier wieder die Fassadenverzierungen mit Chac-Masken (Regengott), eine Darstellung einer Klapperschlange mit Gesicht und die Darstellung von (dicken) Hummeln.
Über einen Zwischengang erreicht man von hier die Pyramide des Zauberers, das Highlight von Uxmal: Eine sehr steile, etwa 35m hohe Pyramide, die auch Pyramide des Wahrsagers oder Pyramide des Zwerges genannt wird. Dies hängt wohl mit der Legende zusammen, wie die Pyramide entstanden sein soll. Dazu zitiere ich die „offizielle“ Legende, die von ortsansässigen Maya 1840 John Lloyd Stephens erzählt wurde (Edward Ranney. Stonework of the Maya. Albuquerque: University of New Mexico Press, 1974, S. 80–81):
Es gab eine alte Frau, die in einer Hütte lebte, die sich genau dort befand, wo die Pyramide heute steht. Diese alte Frau war eine Hexe, die eines Tages anfing, Trauer zu tragen, da sie keine Kinder hatte. Eines Tags nahm sie ein Ei und wickelte es in Tücher ein und legte es in eine Ecke ihrer kleinen Hütte. Jeden Tag schaute sie nach dem Ei bis es eines Tages schlüpfte und ein kleines Wesen, das einem Baby sehr ähnelte, aus dem verzauberten Ei kam.
Die alte Frau war hocherfreut und nahm das Baby als ihren Sohn an. Sie besorgte eine Amme und kümmerte sich gut, so dass das Wesen innerhalb eines Jahres sich wie ein Mensch verhielt und sprach. Nach diesem Jahr wuchs es nicht mehr weiter und die alte Frau war sehr stolz auf ihren Sohn und sagte ihm, dass er eines Tages ein großer Herrscher oder König sein würde.
Eines Tages sagte sie ihrem Sohn, er solle zum Haus des Statthalters gehen und den König zu einer Kraftprobe herausfordern. Der Zwerg wollte zunächst nicht hingehen, doch die alte Frau bestand darauf und so ging er hin, um den König zu treffen. Die Wächter ließen in eintreten und er forderte den König heraus. Der König lächelte und sagte dem Zwerg er solle einen Stein heben der drei Arrobas wiege (ca. 34kg). Daraufhin weinte der Zwerg und rannte zu seiner Mutter zurück. Die Hexe war weise und sagte ihrem Sohn, dass er dem König sagen solle, dass wenn der König den Stein zuerst heben würde, würde auch er ihn heben. Der Zwerg ging zum König zurück und sagte ihm, was seine Mutter ihm aufgetragen hatte. Der König hob den Stein und der Zwerg tat dasselbe. Der König war beeindruckt und etwas nervös und stellte den Zwerg mit weiteren großen Kraftleistungen für den Rest des Tages auf die Probe. Jedes Mal, wenn der König seine Kraft unter Beweis stellte, gelang es dem Zwerg, es ihm gleichzutun.
Der König wurde wütend, dass ein Zwerg genauso stark war wie er und sagte dem Zwerg, dass dieser in einer Nacht ein Haus bauen müsse, größer als jedes andere Haus in der Stadt oder er würde hingerichtet werden. Der Zwerg kehrte wieder weinend zu seiner Mutter zurück, die ihm sagte, dass er die Hoffnung nicht aufgeben solle und dass er sofort zu Bett gehen solle. Am nächsten Morgen erblickte die Stadt die Pyramide des Zwergs im fertigen Zustand – höher als jedes andere Gebäude der Stadt.
Der König sah das Bauwerk von seinem Palast aus und war wieder wütend. Er rief den Zwerg zu sich und befahl eine letzte Kraftprobe. Der Zwerg solle zwei Bündel Cogoilholz sammeln, ein sehr starkes und schweres Holz, und der König würde das Holz auf dem Kopf des Zwergs entzwei brechen und danach wäre der Zwerg an der Reihe, um das Holz auf dem Kopf des Königs entzwei zu brechen.
Der Zwerg rannte hilfesuchend zu seiner Mutter. Sie sagte ihm, dass er sich nicht sorgen solle und legte eine verzauberte Tortilla als Schutz auf seinen Kopf. Die Kraftprobe wurde vor den Stadtoberen ausgetragen. Der König brach das ganze Bündel Stock für Stock auf dem Kopf der Zwergs entzwei, ohne ihn zu verletzen und versuchte, sich aus der Kraftprobe zurückzuziehen. Jedoch wusste er, dass er vor den versammelten Stadtoberen keine andere Wahl hatte, als weiterzumachen und den Zwerg an die Reihe zu lassen.
Der zweite Stock aus dem Bündel des Zwergs brach den Schädel des Königs in Stücke und dieser fiel tot zu den Füßen des Zwerges, der als neuer König gefeiert wurde.
Nach der Pyramide des Zauberers ging es zurück zum Ausgang und wir machten uns nach einer kleinen Pause wieder auf den Weg. Bevor wir aber die etwas längere Fahrt nach Campeche antraten, stand noch das Mittagessen in einem etwas außergewöhnlichen Restaurant an: Restaurant Bar Halach-Huinic.
Außergewöhnlich, weil hier ein traditionelles Gericht serviert wird, dass im sogenannten Erdofen gegart wird. Dazu wird glühende Holzkohle in den Ofen gegeben und darauf dann der Topf mit dem zu garenden Inhalt. Das Loch im Boden wird mit einem Deckel verschlossen, das ganze dauert dann ein paar Stunden bis es fertig ist. Das Gericht gibt es entweder mit Schweinefleisch (Cochinita Pibil) oder mit Huhn (Pollo Pibil). Die rote Färbung wird durch das Gewürz Pibil erreicht, das zwar Chili ähnelt, aber nicht scharf ist. Übrigens ein typisch yukatekisches Gericht und sehr zu empfehlen!
Sozusagen als „Nachspeise“ gab es obligatorisch die „yukatekische Taufe“: Man muss auf Ex eine Mischung aus Tequila, Kahlua und etwas Wasser trinken. Dabei trägt man einen Sombrero und der lustige Kellner redet irgendeinen Satz auf Spanisch, während er einem den Kopf packt und „schüttelt“. Die Steigerung besteht darin, dass der erste zwei dieser Tequila-Kahlua-Mischungen trinken musste, der Zweite drei, der Dritte vier und der Vierte fünf. Gut, dass wir nicht mehr Leute in der Gruppe hatten ;-)
Campeche
Etwa zwei Stunden dauert die Fahrt von Uxmal in die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates Campeche – der offizielle Name der Stadt lautet übrigens San Francisco de Campeche.
Wir betreten die Altstadt von Campeche über die Puerta de Tierra, was soviel bedeutet wie „Land-Tor“, also das Zugangstor durch die Stadtmauer auf der Landseite. Hier werden alte Kanonen ausgestellt, während die Mauer selbst noch sehr gut erhalten ist.
das Portal durchquert, findet man sich in der wundervollen Altstadt mit seinen bunten Häuserfassaden wieder. Diese Straßenzüge waren u.a. Kulisse im Film The Motorcycle Diaries – Die Reise des jungen Che. Eine wunderschöne Altstadt im Kolonialstil. Auf einen Kaffee in tollem Ambiente (kolonialer Innenhof) besuchten wir direkt am Parque Principal das Café The Italian Coffee Company. Sehr empfehlenswert!
Im Anschluss schlenderten wir alleine durch die Altstadt und schauten uns die Kathedrale an. Wie die meisten kolonialen Kirchenbauten, ist auch diese Kathedrale innen sehr schlicht gehalten, aber dennoch eine Besichtigung wert.
Als dann allerdings riesige schwarze Wolken aufzogen, haben wir uns eilig zum Treffpunkt aufgemacht, wo wir gerade noch rechtzeitig ins Auto einsteigen konnten bevor das Gewitter inkl. Wolkenbruch über uns tobte.
Unsere letzte Station an diesem Tag war das Hotel Tucan Siho Playa, etwa 40km südlich von Campeche direkt am Golf von Mexiko. Ein kleines, feines 4*-Hotel direkt am Meer mit gutem Abendessen und Frühstück. Vor dem Abendessen gingen wir aber noch an den Strand – Baden inkl., denn das Unwetter war so schnell wieder weg, wie es gekommen war – typisch für die Halbinsel Yucatan.
3. Tag der Rundreise – von Campeche nach Palenque
Der dritte Tag unserer Rundreise führte uns nach Palenque – eine Maya-Stadt im Regenwald. Die heutige Stadt unweit der Ausgrabungsstätte hat übrigens den gleichen Namen. Etwa 350km sind es von Campeche nach Palenque, die Straßen werden kurviger und die Landschaft hügeliger, weshalb die Fahrt etwas länger dauert, als die Tage zuvor. Wir legen mehrere Stopps an Raststätten ein und ich kann euch nur sagen: Alles (inkl. der Toiletten) TipTop sauber und die Snacks (frische Käse-Tortillas z.B.) kann man ohne Bedenken essen.
Die Ausgrabungsstätte erreichen wir gegen Mittag und so kehren wir vor der Besichtigung noch in einem Restaurant ein, genießen Enchiladas und Fischfilet vom Grill. Wer mexikanisches Essen mag, der hat jedenfalls kein Problem auf einer solchen Reise ;-)
Palenque
Die alte Maya-Stadt hieß wohl Lakamha‘ (dt.: großes Wasser) und schmiegt sich in die stark bewaldeten Hügel des Tieflanddschungels von Chiapas. Palenque war eine Maya-Metropole und folglich auch mit entsprechenden Tempel- und Palastbauten ausgestattet.
Kurz nach dem Eingang zur Anlage befindet sich bereits eines der bedeutendsten Bauwerke: Der Tempel der Inschriften (Templo de las Incripciones). Das Besondere: In der etwa 20m hohen Stufenpyramide befand sich die Grabkammer des Herrschers Pakal (K’inich Janaab Pakal I.). Für die Maya eher untypisch, dass sie ihre Könige in einer Pyramide begruben. Pakal selbst wurde in einem monumentalen Sarkophag bestattet, dessen Deckel u.a. Pakals Jenseitsreise bildlich darstellt. Im geöffneten Sarkophag wurden neben dem Skelett auch dieverse Grabbeigaben gefunden, das beeindruckendste davon ist wohl die Totenmaske aus Jade. Die Fundstücke, inkl. dem Sarkophag befinden sich heute nicht mehr in Palenque, sondern in Mexiko City, im Museum für Anthropologie. Das musste uns allerdings nicht ärgern, denn wir wussten, dass dieses Museum noch als Ziel auf unserer Rundreise stand.
Vorbei am Tempel der Inschriften gehen wir zum Palast (Palacio). Der Palast liegt über Treppen erreichbar auf einer Erhöhung, hat labyrinthartige Strukturen und gruppiert sich um vier Innenhöfe, die als Lichtquelle dienten. An den Wänden sind viele Schriftzeichen und Maya-Darstellungen, die u.a. die Krönung von Pakal I. darstellen. Aus dem Gebäudekomplex ragt der Turm heraus, der vermutlich als Wachturm oder Observatorium genutzt wurde.
Wir verlassen den Palast über die Südseite, wo noch heute ein Bach in einem Kanal fließt und zu Mayazeiten eine Lebensader für Palenque war. Im Gegensatz zu den Maya-Städten auf der yucatekischen Halbinsel, wo es Wasser nur in Cenoten gab und Regen selten war, war Palenque durch natürliche Wasserquellen gesegnet. Folglich findet man hier auch kaum Darstellungen des Regengottes Chac, der in Chichen Itza und Uxmal omnipräsent ist.
Wir überqueren den Kanal und gehen zur Anhöhe mit den drei Tempeln Kreuztempel (Templo de la Cruz), Sonnentempel (Templo del Sol), Tempel des Blattkreuzes (Templo de la Cruz Foliada). Sehenswert ist der Kreuztempel, den man besteigen darf und der mit einem Dachkamm heraus sticht. Auf großen Steintafeln auf der Rückwand der hinteren Kammer ist ein Weltenbaum (Wacah Chan) kreuzförmig stilisiert dargestellt. Besteigt man den Sonnentempel, findet man darin ein Relief mit der Darstellung einer Opferszene mit der Sonne als Mittelpunkt. Generell ist die Kreuzgruppe sehr reizvoll, da sie in die hügelige Dschungellandschaft integriert wurde und sie einen einmaligen Anblick bietet.
Von der Kreuzgruppe gehen wir schlussendlich über den kleinen Ballspielplatz nach Norden, wo sich noch der Templo del Conde befindet. Dieser wurde bei den Ausgrabungen übrigens vom Archäologen Graf Friedrich von Waldeck als Unterkunft genutzt. Vor dieser Pyramide steht ein Prachtexemplars des heiligen Baums der Maya: Ein Ceiba. Der mächte astlose Stamm mit der ausladenden Baumkrone verkörpert den Weltenbaum Wacah Chan. Er verbindet die Unterwelt (Xibalba) mit der mittleren von Menschen bewohnten Welt und dem Himmel. Stellt man sich vor, dass dieser Baum vielleicht schon zu Zeiten der Maya hier stand, ist dieser Ort umso mehr beeindruckend.
Aus Palenque führt uns ein Weg durch den Dschungel zurück zur Straße, wo auch das örtliche Museum liegt. Auf diesem Pfad wird einem erst so richtig bewusst, dass man sich mitten in einer fremden Welt befindet. Hier sieht man auf einmal Dinge, die man nur aus dem Fernsehen kennt: Zum Beispiel mit Lianen bewachsene Bäume und Blattschneideameisen. Auf einer kleinen Hängebrücke geht es vorbei an einem kleinen Wasserfall bis wir die Straße und das Museum nach kurzem Fußmarsch erreichen.
Das kleine, aber feine Museum bietet diverse Ausstellungsstücke aus Palenque sowie Modelle der Stadt, wie sie zu Maya-Zeiten wohl ausgesehen hat. Eine Replik des Pakal-Sarkophages ist hier auch ausgestellt.
Nach einem langen Tag fahren wir zu unserem Hotel in der Stadt Palenque: Misión Palenque. Ein etwas in die Jahre gekommenes, aber sauberes Hotel, von dem wir nicht all zuviel gesehen haben. Immerhin war es bei unserer Ankunft schon dämmrig und das Abendessen nahmen wir wo anders ein. Nach dem Abendessen in einem anderen Hotel (auf Anraten des Reiseleiters fuhren wir alle zusammen dort hin) machten wir noch einen kleinen Abstecher in die Stadt Palenque und schlenderten noch etwas durch die Straßen. Viele Touristen sieht man hier jedenfalls nicht mehr ;-)
4. Tag der Rundreise – von Palenque nach San Cristóbal de las Casas
Ocosingo
Ab jetzt ist es wirklich vorbei mit den ausgebauten, angenehmen Straßen: Es geht in das Hochland von Chiapas. Für die etwa 250km braucht man ohne Pausen knapp 5 Stunden. Wir haben natürlich mehrere Pausen eingelegt und eine längere – dazu aber später mehr. Am Ende waren wir dann am Nachmittag in San Cristóbal de las Casas. Die Fahrt dauert auch deshalb so lange, weil man immerhin fast 2.000 Höhenmeter überwindet. San Cristóbal liegt nämlich auf 2.100m Höhe.
Aber der Reihe nach: Die Straße windet sich bereits kurz nach Palenque über unzählige Kurven durch den Wald in immer größere Höhene. Die Vegetation verändert sich merklich, immer mehr Kiefern sind z.B. zu sehen, wo anfangs nur Dschungel war. Die Rastplätze sind abenteuerlich und man merkt, dass man wirklich in einer abgelegenen Gegend unterwegs ist. Hierher verirren sich nur noch wenige Touristen. Alles in allem aber eine tolle Erfahrung und eins steht fest: Die Mexikaner bzw. die Maya die hier leben ist immer freundlich und zuvorkommend!
Was allerdings tierisch nervt sind die Topes, die gefühlt alle 20m überfahren werden wollen. Man kennt die Dinger auch aus den Touristengebieten in der Riviera Maya, allerdings sind sie hier nur an bestimmten Stellen, um das Tempo zu drosseln – z.B. vor einem Zebrastreifen. Topes sind entweder kleine erhebungen also Schwellen oder Vertiefungen in der Straße. Auf der Straße nach San Cristóbal de las Casas gibt es die Dinger auch, nämlich vor Kurven und anderen gefährlichen Stellen. Die Tatsache, dass man dabei mit dem Fahrzeug fast zum Stehen kommt, nutzen fliegende Händler und postieren sich genau hier, um ihre Waren anzupreisen. Wohl in der Hoffnung, dass man gleich stehen bleibt, wenn man eh nur noch Schritt fährt. Und weil für die ganzen Händler wohl nicht ausreichend Topes zur Verfügung standen, haben die Kurzerhand eigene in die Straße eingebaut ;-) Und so ist es ein einziges Beschleunigen und Bremsen, Beschleunigen und Bremsen.
Einen längeren Zwischenstopp legten wir auf etwa dem halben Weg ein, im Örtchen Ocosingo. Aus einer Pinkelpause wurde nämlich eine Fußballpause: Während unserer Rundreise begann nämlich die Fußball-WM in Brasilien und Deutschland hatte sein erstes Gruppenspiel genau an diesem Tag und zu diesem Moment gegen Portugal. So schauten wir uns den 4:0 Sieg Deutschlands auf einem briefmarkengroßen 4:3 Röhrenfernseher, der zu allem Überfluss auch noch in einer durchsichtigen Plastikfolie steckte (warum auch immer). Stellenweise konnte man nicht mal den Ball erkennen und trotzdem war es ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden! :-)
Nach diesem Fußballerlebnis mitten im Nirgendwo ging es zurück auf unseren Weg nach San Cristóbal de las Casas.
San Cristóbal de las Casas
Die Stadt San Cristóbal de las Casas liegt auf 2100m Höhe in der Sierra Madre de Chiapas. Sie besitzt einen wunderschönen kolonialen Kern und ist bei Touristen ein wichtiges Ziel in Chiapas. V.a. bei Rucksacktouristen und eher „Alternativen“ ist die Stadt mit ihrem Hippie-Markt sehr beliebt.
Wir trinken einem Kaffee und beobachten das Treiben auf der Straße. Durch die Höhenlage ist das Klima kühler und die Vegetation erinnert etwas mehr an daheim. Nach der Besichtigung des Zentrums checken wir in unserem Hotel ein, dem Hotel Masión del Valle. Die Lage des Hotels ist Zentral und trotzdem ruhig, die Zimmer sind sauber und völlig OK.
Für das Abendessen suchen wir uns zweit eine schöne Lokalität mit romantischen Innenhof. Wir essen typisch Mexikanisch, trinken Bier und lassen den Tag ausklingen.
5. Tag der Rundreise – von San Cristóbal de las Casas nach Tuxtla Gutiérrez und weiter nach Mexico City
San Juan Chamula
Am nächsten Morgen machen wir uns zu unserem letzten Teil der PKW-Rundreise auf. Wir fahren zuerst zum Dorf San Juan Chamula oder nur Chamula. Das Dorf liegt auf 2260m Höhe und hat eine Besonderheit: Hier leben Hochland-Maya des Volks der Tzotzil. Die Tzotzil haben sich in weiten Teilen ihre Kultur und Bräuche bewahrt und verteidigen diese auch vehemend gegen äußere Einflüsse. So sprechen fast 100% noch heute die indigene Maya-Sprache, aber nur ein kleiner Teil als erste Fremdsprache Spanisch.
Mit den Touristen verbindet sie eine Hassliebe. Auf der einen Seite verlangen sie Eintritt zu ihrer Kirche, auf der anderen Seite würden sie wohl am liebsten keine Touristen in ihrem Ort haben. Früher war es sogar streng verboten im Dorf zu fotografieren. Hat man es trotzdem gemacht, sollte man besser das Laufen anfangen. Heute ist es lediglich in der Kirche verboten zu fotografieren. Aber auch hier gilt: Besser lassen, wenn man kein guter Läufer ist ;-)
Das Highlight von Chamula ist die Kirche, die zwar ursprünglich katholisch war, aber die Tzotzil haben den Pfarrer verjagt, nachdem er ihre Auslegung des christlichen Glaubens kritisiert hatte. Die Maya kombinieren hier den christlichen Glauben mit ihren alten Riten und Zeremonien. So befinden sich im Inneren der Kirche keine Bänke, der Boden ist mit Kiefernnadeln über und über bedeckt, während massenweise Kerzen brennen. Vor den Heiligenbildern werden Zeremonien abgehalten, die von Schamanen durchgeführt werden. Hier wird schon mal ein Huhn geopfert oder die ein oder andere Flasche Cola ;-)
Hier passierte uns dann auch ein Missgeschick. Beim Anzünden einer draußen gekauften Kerze fiel das Innere heraus und löschte ein paar umliegende Kerzen. Beim Wiederanzünden hatte Julia allerdings eine große Kerze mit angezündet, die vorher aus war. Sagen wir so: Es gab nur Anschiss in fremder Sprache, aber ich habe mich schon laufen gesehen ;-)
Alles in allem ist Chamula ein faszinierendes Erlebnis, das man gesehen haben sollte. Wir waren fast die einzigen Touristen und der Ort wirkte wie eine andere Welt.
Nach dem kurzen Aufenthalt ging es dann auch schon weiter zu einem anderen faszinierenden Ort.
Sumidero Canyon (Cañón del Sumidero)
Wir fahren Richtung Tuxtla Gutiérrez, von wo später unser Flug nach Mexico City gehen wird. Direkt vor der Stadt liegt unser letztes Ziel auf diesem Teil der Rundreise: der Sumidero Canyon. Auf relativ kurzer Strecke überwinden wir von Chamula bis nach Tuxtla Gutiérrez fast 2.000m. Die Straße schlängelt sich hinunter, teilweise hängen unter uns die Wolken. Ein surreales Schauspiel.
Am Eingang des Canyons angekommen, steigen wir auf ein Motorboot, das uns auf dem Fluss in den Cañón del Sumidero hineinfährt. Die Felswände steigen teilweise 1.000m links und rechts steil auf, die Ufer sind stark bewaldet.
Übrigens findet sich eine markante Felsformation und Engstelle im Canypon auf dem Wappen von Chiapas wieder.
Je weiter wir flußabwärts fahren desto mehr Tiere können wir beobachten: Flusskrokodile und Pelikane und viele andere Vogelarten. Unbedingt ein Tele-Objektiv mitnehmen!
Nach der Rückfahrt nehmen wir noch ein kleines Mittagessen zu uns, bevor uns der Fahrer und der Reiseleiter zum Flughafen von Tuxtla Gutérrez bringen und wir uns von ihnen verabschieden.
Leider hat der Flug nach Mexico City über eine Stunde Verspätung, was uns zum Warten in der kleinen Abflughalle verdammt.
Anreise Mexico City
Nachdem unser Flugzeug der Aero Mexico endlich da war, mussten wir noch etwas warten, bis wir einsteigen konnten, aber dann ging es endlich los: Die relativ kleine, aber topmoderne Embraer Maschine (zwei Zweierreihen) Flug uns auf direktem Weg nach Mexico City.
Bereits beim Landeanflug wird einem deutlich, welche Metropole man vorhat zu besuchen. Ein einziges Häusermeer im Talkessel umgeben von Bergen – der bekanntestes davon ist sicherlich der Vulkan Popocatépetel. Man denkt, die Stadt nimmt kein Ende und es kommt einem vor, als würde man mitten in Mexico City landen.
Weil das noch nicht atemberaubend genug war, zog genau bei der Landung ein heftiges Gewitter auf, das sich mit Platzregen, Sturm und Blitzen über dem Flughafen positionierte. Eine Landung mitten in ein Gewitter, das hatten wir auch noch nie. Alles ging gut und schnell waren wir auf unserer Parkposition, durften das Flugzeug aber wegen dem Platzregen nicht verlassen. So dauerte es etwa 30 Minuten, bis wir aussteigen konnten.
Der Flughafen von Mexico City steht den großen europäischen in nichts nach. Sehr modern, geordnet und sauber. Zügig erhielten wir die Koffer und machten uns auf den Weg zum Ausgang, wo wir auch bereits von unserem neuen Reiseleister empfangen wurden: Ein älterer, sehr charmanter Herr, von dem wir zuerst dachten, es wäre der Fahrer. Er nahm unsere Koffer mit und sagte uns, er würde uns beim Ausgang abholen, wir könnten uns derweil noch frisch machen.
So verging eine halbe Ewigkeit und niemand kam. Keine Spur von unserem Guide und keine Spur von unseren Koffern. Sollten wir einem Trickdieb auf dem Leim gegangen sein, der sich mit unseren Koffern aus dem Staub machte? Wir suchten den ganzen Ausgangsbereich ab und waren schon kurz davor irgendwie beim Reiseveranstalter anzurufen, bis Enrique auf einmal außer Atem auftauchte und meinte „bitte mitkommen und einsteigen„.
Er war nämlich Fahrer und Reiseleiter in einem und holte uns mit seinem Privatwagen am Flughafen ab, den er allerdings in einiger Entfernung parken musste. Wie er die Koffer alleine dorthin schleppen konnte bleibt sein Geheimnis. Hätten wir das gewusst, wären wir natürlich gleich mitgekommen und hätten unsere Koffer selbst getragen.
In seinem riesigen Ford Expedition Max fuhr er uns zum Hotel mit der Aussage „es dauert etwas, der Flughafen liegt so weit außerhalb der Stadt“ – ahja, beim Landeanflug hatten wir einen komplett anderen Eindruck.
Durch teils vom Platzregen überflutete Straßen fuhren wir also zu unserem Stadthotel NH Zona Rosa. Dort angekommen dauerte der Check-In läger als erwartet. Anscheinend sind genau zeitgleich etliche Geschäftsreisende angekommen. Naja, als wir dann endlich im Zimmer waren stellten wir fest, das wir halb im Keller gelandet sind: Stickig, finster und zu allem Überfluss kam auch noch Wasser durch den Platzregen über das Fenster nach Innen. Julia wollte das so nicht hinnehmen und wir gingen zur Rezeption, erklärten, wir wären mehr als unzufrieden und seien auf Hochzeitsreise. Nach etwas hin und her bekamen wir dann aber doch ein ordentliches Upgrade: Eine Suite in einer der obersten Etage. Vollverglasung und damit grandioser Ausblick inklusive :-)
Mexico City
Mexico City ist wirklich eine ganz besondere Stadt und das aus mehreren Gründen. Früher als Kriminalitätshochburg verschrien, merkt man heute – zumindest im Zentrum und mit Guide – nicht viel davon. Überall bewaffnete Polizisten und ein Flair, das eher an eine europäische Großstadt erinnert. Wir fühlten uns jedenfalls nicht unsicherer als in Paris.
Die Stadt liegt auf einem Hochplateau in 2.300m – allein das ist schon beeindruckend und es erfordert für „Tieflandbewohner“ wie uns eine gewisse Akklimatisation. Dies war auch einer Gründe, weshalb auf der Rundreise bis nach Chiapas mit dem Auto gefahren wird, damit man sich langsam an die Höhe gewöhnt. Diese Höhe macht das Klima in Mexico City auch relativ kühl, als wir Mitte Juni dort waren benötigte man morgen trotz Sonnenschein eine Jacke. Eine weitere Besonderheit ist die Tatsache, dass Mexico City eine der wenigen Großstädte ist, die an keinen Fluss gebaut wurde. Das Trinkwasser muss in den umliegenden Bergen gewonnen werden, was entsprechend aufwändig ist. Umgekehrt wird jeder Starkregen zu einem Problem für die Stadt, da das Wasser nicht über einen Fluss abgeführt werden kann. Dazu kommt, dass die Hauptstadt Mexikos in einer Senke liegt und es überall riesige Hebepumpen gibt, die das (Ab-)Wasser aus der Stadt transportieren. Überhaupt die Dimensionen sind gewaltig: Im Stadtkern wohnen offiziell mehr als 8,8 Mio Einwohner, die Vororte, die nahtlos übergehen beherbergen Zusammen mit dem Zentrum in der Metropolregion mehr als 20 Mio Einwohner – eine der größten Städte der Welt also. Fahrten quer durch die Stadt auf der Autobahn können schon mal ein Ewigkeit dauern und mehr als 40km lang sein. So manche europäische Großstadt wirkt dagegen fast wie eine Kleinstadt.
Nach einer erholsamen Nacht in unserer Suite ging es zuerst aus der Stadt hinaus ins Umland. Nach Cuernavaca und danach weiter in die alte Silberstadt Taxco.
Als eine fast mediterranen Stadt könnte man Cuernavaca betrachten, die Alexander von Humboldt als „Stadt des ewigen Frühlings“ beschrieb. Mit weit mehr als 300.00 Einwohner auch nicht gerade klein, aber im Verhältnis zur nahen Hauptstadt dann fast wieder dörflich. Viele gut situierte Hauptstädter haben hier einen Zweitwohnsitz, wegen des angenehmen Klimas.
Wir trinken Kaffee in einer örtlichen Lokalität und schlendern durch die Straßen, es wirkt, als wäre man z.B. in Italien. Alles sehr sauber und aufgeräumt. Wir nehmen uns länger Zeit um das Weltkulturerbe der Stadt anzusehen: Die Catedral de la Asunción de María, eine der ältesten Kirchen Mexikos. Daneben befindet sich gleich eine weitere Kirche inkl. kolonialem Kloster. Absolut sehenswert.
Über den zentralen Platz geht es zurück zum Auto und wir fahren zu unserem eigentlichen Ziel für diesen Tag: Taxco.
Taxco
Die Stadt Taxco ist mit ihren 50.000 Einwohner bekannt für seine Silberarbeiten, früher, genauso wie heute. Die Stadt liegt auf gut 1.600m Höhe und schmiegt sich an steile Hänge. Die Bebauung ist einzigartig. Verwinkelte, enge Gassen führen durch die Stadt. Die Häuser sind in erster Linie gut erhaltene Altbauten, teilweise noch aus der Kolonialzeit. Das Klima ist warm, aber nicht unangenehm.
Auf dem zentralen Platz steht die Kathedrale Santa Prisca, die im Kolonial-Barock gestaltet ist. 1751 gab der örtliche Silbermagnat José de la Borda die Kirche als Geschenk für Taxco in Auftrag – der Bau hätte ihn beinahe in den Ruin getrieben und trotzdem oder gerade deswegen ist sie eine der schönsten Kirchen Mexikos geworden.
Eine weitere Besonderheit in Taxco ist der Taxi-Verkehr. Die Gassen sind so eng, dass Reisebusse und Touristen-PKW auf großen Parkplätzen vor der Stadt stehen bleiben müssen. Die Fahrt in die Stadt kann man dann mit einem Käfer-Taxi unternehmen. Hier fahren nämlich noch ausschließlich alte VW Käfer als Taxis quer durch die Stadt – eine entsprechende Abgaskulisse inbegriffen.
Am späten Nachmittag fahren wir zurück nach Mexico City, wo uns bereits der nächste Wolkenbruch erwartet und wir deshalb zum Abendessen im Hotel bleiben.
7. Tag der Rundreise – Mexico City und Teotihuacán
Stadtrundfahrt Mexico City
Am vorletzten Tag unserer grandiosen Rundreise gehen wir nochmal stärker auf Tuchfühlung mit der Hauptstadt Mexikos. Früh morgens fahren wir weg und duchqueren interessante Stadtteile bis wir schließlich im Zentrum angelangt sind und uns zu Fuß auf Erkundungstour machen.
Wir besichtigen Kolonialbauten, die durch den sandigen Untergrund teilweise bis zu einem Meter abgesunken sind, eine alte koloniale Kirche in einem unscheinabaren Hinterhof. Wir schauen uns die Empfangshalle eines kolonialen Hotels mit wunderschöner Glasdecke an und gehen schließlich weiter zum Zócalo, dem zentralen Platz vor der Kathedrale. Früher war dieser Platz berüchtigt für Raubzüge. Goldene Ohrringe oder eine auffällige Uhr?
Konnte man besten gleich freiwillig hergeben. Heute ist es hier aber relativ sicher und so konnten wir uns auch frei bewegen. Unsere erste Station dort war aber nicht die Kathedrale, sondern der Nationalpalast. Diego Riviera hat nämlich hier seine weltberühmten Wandmalereien (Muralismo) erstellt, die wir uns ansehen. Die Malereien, verteilt über mehrere Wände, beschreiben die verschiedenen Phasen des Mexikanischen Volkes, vom präkolumbischen Zeitalter über die Gräueltaten der Konquistadoren bis hin zu den Unabhägigkeitsbestrebungen in der jüngeren Vergangenheit. Äußerst sehenswerte Kunstwerke und ein Muss in Mexico City!
Wir verlassen den Nationalpalast und gehen zur großen Kathedrale (Catedral Metropolitana de la Asunción de María de la Ciudad de México). Die Kathedrale ist die größte und älteste des amerikanischen Kontinents und wurde 1573 bis 1667 erbaut. Wegen Absenkungen der Fundamente wurde die Kirche in den 1990ern mit Tunnelanlagen unterbaut und stabilisiert.
Am Tag als wir auf unserer Stadttour unterwegs waren, war Fronleichnam, was in Mexiko „Corpus Christi“ genannt wird und ein Tag für die Kinder ist. Schön gekleidet besuchen die Eltern und Großeltern mit den Kindern die Kirchen, um für den Segen ihrer Kleinen zu beten. Dabei gedenken sie aber auch einem Nationalhelden: Emiliano Zapata – eine Kernfigur der Mexikanischen Revolution. Sein Markenzeichen war ein ausladender Schnurrbart, weshalb den kleinen jungen ein solcher Oberlippenbart ins Gesicht gemalt wird.
Als absolute Mutprobe zählte früher, in Mexico City mit der U-Bahn zu fahren. Auch das wollte wohl unser Reiseleiter Enrique erledigen und so fuhren wir vom Zócalo mit der U-Bahn zum Templo Mayor. Hier wurden die Reste des aztekischen Tempelbezirks von Tenochtitlán ausgegraben, eben auch mit dem Templo Mayor.
Weiter geht es mit dem PKW zu einem zentralen Pilgerort der lateinamerikanischen Welt: Der Basilika der Jungfrau von Guadalupe. Hier wird in einer relativen neuen Kirche das Gnadenbild verehrt. Die alte, koloniale Basilika war wegen massiver Absenkung lange gesperrt, bist sie entsprechend unterfüttert und verstärkt wurde. Ein surreales Erlebnis, wenn man eine völlig schiefe Kirche betritt, die nach hinten gerade wird. Auf dem Foto ist dies sehr schön zu erkennen – und nein, es wurde nicht schief aufgenommen ;-)
Teotihuacán
Teotihuacán ist eine der bedeutendsten prähistorischen Ruinenstätte ganz Amerikas. Als die Azteken in das Hochland einwanderten, war die Stadt bereits verlassen. Sie konnten sich nicht vorstellen, wer diese meisterhaften Gebäude errichtet hatten und so gaben sie der verlassenen Stadt den noch heute gebräuchlichen Namen Teotihuacán, was soviel heißt wie „wo man zu einem Gott wird“ .
Zur Blütezeit Teotihuacáns bewohnten die Stadt womöglich mehr als 200.000 Einwohner, was sie zur größten Stadt des Kontinents und einer der größten Städte der damaligen Welt machte. Sie war das politische, militärische und wirtschaftliche Zentrum Mesoamerikas.
Neuere Forschungen gehen sogar davon aus, dass Teotihuacán wesentlichen Einfluss auf die Maya-Gebiete hatte und die Maya-Städte wie Tikal Teotihuacán direkt oder indirekt unterstellt waren.
Sehenswert ist die Anlage auch heute noch, das sie sehr gut erhalten ist und sich auf einem riesigen Gebiet ausdehnt. Die größte Pyramide auf dem Areal, die Sonnenpyramide, darf man auch besteigen – was wir uns natürlich nicht nehmen ließen. Sie ist die drittgrößte Pyramide der Welt und hat eine Höhe von 65m.
Die mit 46m Höhe etwas kleinere Mondpyramide liegt am Ende der Straße der Toten und ist durch die natürliche Erhöhung des Areal mit ihrer Spitze auf gleicher Höhe mit der Sonnenpyramide. Diese darf man lediglich bis zur ersten Stufe betreten, was sich aber wegen der grandiosen Aussicht über die komplette Anlage mehr als lohnt.
Neben den beiden Pyramiden haben wir uns natürlich auch noch den Rest von Teotihuacán mit unserem Guide angesehen, so auch die Wohnanlagen und den Quetzalcóatl Tempel.
Ein äußerst beeindruckendes Erlebnis und ein absolutes Muss, wenn man in Mexico City ist!
Am späten Nachmittag ging es dann zurück ins Hotel und wir verbrachten den letzten Abend in dieser atemberaubenden Metropole.
8. Tag der Rundreise – Von Mexico City zurück nach Cancun
Da war er also schon: Unser letzter Tag auf dieser faszinierenden Rundreise durch Mexiko. Bevor wir gegen Mittag zum Flughafen fuhren, stand aber noch eine Perle Mexico Citys auf dem Plan: Das bereits erwähnte Nationalmuseum für Anthropologie.
Ich kenne viele Museen, aber nur wenige haben mich in ihrem Aufbau und ihrer Struktur so gefesselt wie dieses. Hier kann man nochmal die präkolumbische Geschichte Mexikos durchwandern. Hier konnten wir noch einmal in die Welt der Maya eintauchen und auch den Original-Sarkophag und die Jade-Totenmaske Pakals bewundern.
Natürlich darf man den Stein der Sonne nicht verpassen. Er wurde früher irrtümlich als aztekischer Kalender-Stein bezeichnet. Der Stein der Sonne ist eine kreisrunde Skulptur, die sich in der Vergangenheit im Bereich des Haupttempels Technochtitláns befand.
Das Museum war wahrlich der richtige, krönende Abschluss unserer Mexiko-Rundreise bevor es am Nachmittag zurück nach Cancun ging.
Diesmal hatte der Flug auch keine Verspätung und wir hatten auch noch das Glück, ein Upgrade in die Business-Class zu bekommen :-)
Anschlussaufenthalt an der Riviera Maya
Als Abschluss unserer Hochzeitsreise hatten wir noch eine Woche Badeurlaub an der Riviera Maya, genauer in Puerto Morelos gebucht.
Nach kurzem Transfer vom Flughafen in Cancun erreichten wir auch schon unser Hotel, das Dreams Riviera Cancun Resort & Spa. Grundsätzlich ein tolles 5*-Hotel mit traumhaften weißem Sandstrand, jedoch auch mit ein paar Punkten, die uns nicht so gefielen. Dazu zählte v.a. die sehr amerikanische Ausrichtung, immerhin war auch ein Großteil der Gäste US-Amerikaner. Das merkte man sowohl beim Essen, als auch beim Abendprogramm. Hinzu kam, dass unser Zimmer eine tolle Lage hatte, aber dauernd von Hochzeiten und sonstigen Events beschallt wurde. Ja Hochzeiten, die Amis stehen wohl drauf am Strand in der Karibik zu heiraten – da ging es zu wie am Fließband. Fast jeden Tag eine andere Hochzeit.
Da gefiel es uns auf unserer ersten Mexikoreise das RIU Palace Mexico deutlich besser.
Aber vielleicht lag es auch daran, dass man nach einer Rundreise durch so ein tolles Land völlig geflasht ist und es einem dann auf den Senkel geht, wenn man nur noch von Pauschal-Touris bzw. saufenden Amis umzingelt ist.
Alles in allem aber eine unvergessliche (Hochzeits-) Reise, die ich nur jedem weiterempfehlen kann, der sich für die mexikanische Kultur, insbesondere für die Maya-Kultur interessiert.
Zwei Tipps noch zum Schluss: Es empfiehlt sich entsprechendes Schuhwerk für die Rundreise einzupacken, genau wie Funktionsklamotten. Einen guten Reiseführer hatten wir im Baedeker MEXIKO gefunden, den ich bedenkenlos empfehlen kann, auch wenn die alphabetische Sortierung etwas nervig ist. Eine Alternative ist natürlich auch der Vis-à-Vis Mexiko, den ich auf der ersten Mexikoreise dabei hatte.
Habt ihr Fragen zu meiner Mexiko-Rundreise oder den ein oder anderen Tipp, weil ihr selbst schon dort wart? Ich freue mich über jeden Kommentar!
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4 Kommentare
Hallo Andreas,
du hast einen ausführlichen Bericht über deine Rundreise geschreiben. Ich bin neidisch, weil wir damals für eine ganze Mexiko-Rundreise keine Zeit hatten. Wir haben lieber 2 Wochen auf der Yucatán verbracht. Über unseren Roundtrip auf der Halbinsel findest du auf der Seite https://www.travelsicht.de/yucatan-rundreise-privat-mit-tipps-und-bildern/ .
Uxmal hat uns sehr gefallen. Hier waren kaum Touristen. Die Stadt Valladolid, die Ruinen von Ek Balam und das Cenote Selva Maya fanden wir traumhaft.
Viele Grüße,
Ildi
Hallo Ildi,
sorry, ich wollte eigentlich schon viel früher antworten und habe es dann leider verplant. Yucatan ist ein faszinierdender Landstrich und für den Einstieg in das „Mexikoerlebnis“ genau richtig. Tolles Wetter, karibische Strände und grandiose Kulturstätten zum Entdecken in der Nähe. Über unsere Eindrücke rein zu Yucatan habe ich übrigens in einem extra Reisebericht festgehalten.
Grüße
Andreas
Wie sieht es denn mit Toiletten auf der Rundreise/ bei den Stopps aus?
Hallo Jamie!
Toiletten waren nie ein Problem, im Gegenteil! Sogar am Rastplatz bzw Tankstelle tiptop sauber…