Seit etwa einem Monat habe ich mit meinem LG Nexus 5 das Problem, dass das Mikrofon defekt ist. Nachdem meine Garantie noch nicht abgelaufen war, eröffnete ich ein Ticket bei Google (das Nexus stammt aus dem Playstore). Hier kam zuerst der Tipp man sollte das Gerät zurücksetzen, was natürlich nichts brachte, außer, dass alle meine Einstellungen und Daten neu eingespielt werden mussten. Nachdem also das Rücksetzen nicht von Erfolg gekrönt war, sagte mit Google zu, das Gerät zu tauschen.

In meiner Kunden-Naivität dachte ich ernsthaft, ich bekomme ein neues Tauschgerät, nein beim näheren Durchlesen der Bedingungen stellte ich fest, dass man nur ein „refurbished“, also ein gebrauchtes, wiederaufbereitetes Nexus 5 von LG bzw. Google bekommt. Das eingeschickte müsse neuwertig aussehen, ansonsten behält sich Google vor, den Kaufpreis zu berechnen (für ein gebrauchtes Tauschgerät!). Nachdem ich im Internet etwas gelesen hatte und diverse Leute von Problemen nach dem Austausch berichten, habe ich davon Abstand genommen. Was bringt es mir, wenn danach das Mikro geht aber irgendwas anders nicht? Google meinte dazu nur „dann schicken sie es so lange ein, bis es funktioniert“ – tolle Vorgehensweise. Auf die Frage, wieso sie mein Nexus 5 nicht reparieren wollen, meinten sie nur, dass sie das nicht machen, sondern die Geräte an LG weitergeben. LG repariert die Geräte, „poliert“ sie auf und benutzt sie als Ersatzgerät. Aha. Für mich ist dies nicht gerade ein guter Service, weshalb ich auch davon absehen werde wieder ein Nexus-Gerät zu kaufen. Bis auf das aktuelleste Android hat man ja heute auch keine Vorteile mehr. Im Gegenteil, das N5 ist für meinen Geschmack arg billig verarbeitet (Risse im Rahmen, Kunstoff blätter ab etc.).

Nachdem ich mich mit Elektronik gut auskenne (berufsbedingt), habe ich mir gedacht, ich nehme das mal selbst in die Hand. Im schlimmsten Fall muss ich das Gerät eben ersetzen, was nach 2 jähriger Benutzungsdauer sowieso bald angestanden wäre. Also habe ich etwas gesucht und dabei diverse Informationen gefunden, dass das Mikro auf der gleichen Platine, wie Lautsprecher und USB-Anschluss sitzt. Diese Platine gibt es recht günstig von diversen Anbietern, ich habe sie bei Amazon für 16€ bestellt, dazu noch gleich passendes Handywerkzeug (OK, genau der passende Schraubendreher fehlte, hatte ich aber noch daheim). In Summe also ca. 25€ ausgegeben – eigentlich eine günstige Reparatur.

Die Teile waren sehr schnell geliefert und ich konnte loslegen: Video auf Youtube reingezogen, wie man das Nexus 5 generell zerlegt – auch wenn man das Ding für die Reparatur natürlich nicht komplett auseinandernehmen muss. Wie man das N5 zerlegt: Schaut es euch einfach an, nicht weiter tragisch, geht eigentlich recht gut von der Hand. Vorher das N5 vielleicht ausschalten, macht durchaus Sinn ;-)

Ich habe also die Mikrofon-Platine ausgebaut, die neue eingebaut und das Nexus 5 wieder zusammengebaut. Und *tadaa* Mikro geht immer noch nicht. Das erschien mir dann schon komisch. Wieso funktioniert alles, bis auf das Mikro auch mit der neuen Platine nicht? Wäre schon ein komischer Zufall, wenn auch mit der neuen Platine genau das Mikro nicht ginge. Also nochmal alles zerlegt, genau angesehen. Nix. Keine Ahnung, wieso das Ding nicht geht.

Nach etwas Sucherei bin ich dann zufällig auf ein YouTube-Video gestoßen, das beschreibt, dass der Stecker auf der Hauptplatine anscheinend oft zu locker sitzt, keinen richtigen Kontakt hat und damit genau das Mikro nicht mehr geht. Aha, hört sich ja nach meinem Problem an.

Also genau, wie im Video beschrieben etwas Klebenband untergelegt, wie nachfolgend zu sehen (Klebeband mit roter Oberseite):

Nexus5_Microphone_2

Nach dem Wiedereinbau der Abdeckung merkt man einen leichten „Höcker“, wie im Video beschrieben:

Nexus5_Microphone_3

Passt auf, dass dieser „Höcker“ nicht zu hoch ist, ansonsten funktioniert die Vibration nicht mehr. Der Vibrationsmotor sitzt nämlich in der abmontieren Schale bzw. Handyrückseite und sitzt in der Aussparung unterhalb der Kamera. Durch den Höcker bzw. die Wölbung kann es vorkommen, dass die elektronischen Kontakte nicht mehr sitzen und damit der Motor nicht mehr angesteuert werden kann.

Mein Klebeband war leider etwas zu dick und die Vibration ging nicht mehr. Also wieder alles zerlegt und statt Klebeband habe ich ein Post-It zurecht geschnitten und 4mal (5mal geht auch) gefaltet, auf den Stecker gelegt und die schwarze Abdeckung wieder aufgeschraubt.

Jetzt noch das Nexus 5 komplett zusammenbauen – und siehe da, Mikrofon funktioniert wieder.

Ein Tipp am Rande: Sitzt der Stecker (mit Klebeband oder Post-It) nicht richtig, kann nicht nur das Mikro ausfallen, sondern auch das Display. Ist mir passiert, dachte, ich hätte das N5 durch einen Kurzschluss oder dergleichen zerstört, war aber nur der Stecker. Also: Notfalls nochmal lösen und sauber drauf stecken. Gilt übrigens generell bei einem dauerhaft schwarzen Display: Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit wurde dieser Stecker locker, das Display ist aber völlig in Ordnung. Also nicht gleich das N5 wegwerfen, sondern öffnen und den Stecker wie oben beschrieben mit Klebeband oder Papier versehen.

—–  UPDATE 12.09.2016 —–

Die Reparatur brachte leider nur kurzfristigen Erfolg. Nach ein paar Tagen fiel mir regelmäßig das komplette Display aus – die Kontakte des großen Steckers stellen auch die Verbindung zum Display und zum Touch her. Ich habe dann durchschnittlich einmal am Tag das Nexus 5 zerlegt, den Stecker gezogen, wieder angebracht und zusammengebaut. Obwohl ich mir geschworen habe, kein Nexus mehr zu kaufen, bin ich jetzt doch beim Nexus 6P gelandet – ein bis jetzt sehr überzeugendes Gerät, kein billiges Plastik, sondern Alu Unibody, das war mir wichtig – neben den sicheren Android Updates natürlich. Und momentan mit etwa 400€ zu einem super Preis zu haben.

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2 Kommentare

  1. Danke…war tot und dank gaffa wieder lebendig.
    ich schreib das in meine patientenverfügung rein!
    thx! … ! … + Dein Spamfilter nervt!!!!

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